AN BORD DER GORCH FOCK
Wo Seeoffiziere gemacht werden
Die „Gorch Fock“, das Segelschulschiff der Marine, ist mit ihrem Heimathafen Kiel und den Menschen hier eng verbunden. Regelmäßig wird das Schiff von den Menschen verabschiedet und bei seiner Rückkehr wieder empfangen. Zum Ocean Race Europe in Kiel kann die Gorch Fock beim Open Ship besucht werden.
Nur auf einem Segelschiff erfahren die Kadetten so hautnah, welche elementaren Kräfte auf See wirken.
Das Segelschulschiff der Marine dient dem Training der Offiziersanwärterinnen und -anwärter der Seestreitkräfte. An Bord erfahren die Kadetten während ihrer seemännischen Grundausbildung an Bord zweierlei.
© Bundeswehr/Ricarda Schönbrodt
Teamwork an Bord
Erstens lernen die Kadetten, was Teamwork in der Praxis bedeutet. Das Schiff lässt sich nur in Zusammenarbeit als Gruppe beherrschen, denn vieles an Bord funktioniert ausschließlich mit Muskelkraft. Vier Rudergänger etwa sind nötig, um die Gorch Fock auf Kurs zu halten, und Dutzende Kadetten müssen an den sogenannten Brassen arbeiten, um die schweren Rahen zu bewegen.
Elementare Kräfte auf See
Zweitens lernen die Offiziersschüler die Elemente kennen, die für ihr künftiges Berufsleben natürliche Umgebung sein werden und in der sie Verantwortung für Schiffe und Besatzungen tragen müssen. Wind, Wellen, Gezeiten wirken sich auf moderne Schiffe genauso aus wie auf Segler. Aber nur auf einem Segelschiff erfahren die Kadetten so hautnah, welche elementaren Kräfte auf See wirken.
„Boben dat Leben steiht de Dod, aber boben den Dod steiht wedder dat Leben.“
© Bundeswehr/IMZ-Bildarchiv
Die Gorch Fock in der Kieler Förde 1959
300 Tonnen Ballast, Zehntausende Gäste, Hunderttausende Seemeilen
Zehntausende Gäste verfolgten am 23. August 1958 den Stapellauf der Gorch Fock im Hamburger Hafen. „Boben dat Leben steiht de Dod, aber boben den Dod steiht wedder dat Leben.“ (Über dem Leben steht der Tod, aber über dem Tod steht wieder das Leben) – mit diesen plattdeutschen Worten taufte die 14-jährige Ulli Kinau das erste Segelschulschiff der Bundesmarine auf den Namen ihres Onkels Gorch Fock, dem bekannten Seefahrtsdichter.
Am 17. Dezember 1958 wurde die Gorch Fock dann in Dienst gestellt, am 3. August 1959 stach sie zu ihrer ersten Ausbildungsfahrt in See. Seither hat die Bark Hunderttausende Seemeilen zurückgelegt und alle Weltmeere befahren. Rund 300 Tonnen Eisenballast im Rumpf geben dem Schiff auf See eine besonders hohe Stabilität, theoretisch bis zu 90 Grad Krängung. Diese Bauweise war auch eine Konsequenz aus dem Untergang der Pamir, dem Segelschulschiff der Handelsmarine, die 1957 bei einem Hurrikan im Atlantik gesunken war.
Allzeit gute Fahr und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel!
© Bundeswehr/Marcel Kröncke
Maße
• 89,3 m Länge (über alles)
• 12,0 m Breite
• 45,0 m Höhe (über Wasserlinie)
• 5,5 m Tiefgang
• 2.020 t Verdrängung
Antrieb unter Segeln
• 3 Masten
• Takelung: Bark
• 10 Rah-, 3 Gaffel-, 10 Schratsegel
• Segelfläche: ca. 1.800 m²
• Geschwindigkeit: bis zu 18 kn
Antrieb unter Motor
• 1 Dieselmotor
• 1.200 kW (1.700 PS) Gesamtleistung
• 1 Propeller
• Geschwindigkeit: mehr als 10 kn
Besatzung & Sonstiges
• Stammcrew: 80 bis 161 (je nach eingeschiffter Lehrgangsgröße)
• Zusatzpersonal: bis zu 141 Lehrgangsteilnehmerinnen und -teilnehmer
• 2 Beiboote Typ RHIB („Rigid-Hulled Inflatable Boat“, Festrumpfschlauchboote)
© Bundeswehr / Kiel-Marketing GmbH
Artikelrechte erwerben