© Dani Devine | Team Malizia

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Interview mit Holly Cova, 
Team Director vom Team Malizia

„Frauen haben ihren rechtmäßigen Platz an Bord.“

 

Holly Cova ist nicht nur Team Director des Team Malizia – sie ist auch leidenschaftliche Naturliebhaberin, Mentorin für Frauen im Segelsport, Freundin und Mutter. Im Gespräch wird schnell klar: Die Britin steuert mit viel Herz und einem starken Teamgeist durch eine von Männern dominierte Branche. Mit uns spricht sie offen über Herausforderungen für Frauen an Bord, die Verantwortung gegenüber dem Ozean und darüber, warum sie sich lieber in der Natur als im Fitnessstudio an ihre Grenzen bringt.

Holly Cova

Holly Cova

Team Director Team Malizia

Liebe Holly, du segelst schon dein ganzes Leben lang. Wie hat dich deine persönliche Segelreise auf deine jetzige Rolle als Team Director vorbereitet?

Stimmt, ich bin schon immer viel gesegelt, darunter auch im Südpazifik – allerdings nie auf Regatten. Dennoch hat mir meine Segelerfahrung geholfen, zu verstehen, was die Leute auf See durchmachen. Ich kenne das Gefühl, einen Ozean zu überqueren, und kann es entsprechend wertschätzen. Außerdem waren da schon immer diese Leidenschaft für das Meer und meine Verbindung zum Ozean. Das passt natürlich sehr gut zur Mission von Malizia, hier geht’s uns schließlich nicht nur um den Rennsport, sondern auch um den Schutz der Meere.

Kannst du beschreiben, was genau deine Leidenschaft für den Ozean ausmacht?

Da ist diese riesige Wasserfläche, die einen Großteil unseres Planeten bedeckt – und es gibt so viel, was wir nicht darüber wissen! Ich betrachte das Ganze gerne von zwei für mich sehr faszinierenden Seiten: Man kann an der Oberfläche sein, etwa wenn man segelt und schwimmt, und hat währenddessen alles ganz genau im Blick. Aber dann gibt es auch so vieles, das wir nicht sehen. Was liegt unter deinem Boot, wenn du segelst? Solche Gedanken spielen mit meiner Vorstellungskraft und fesseln meine Fantasie! Abgesehen davon ist das Meer auch einfach wunderschön – es gibt mir ein Gefühl von Freiheit.

Holly Cova

© Andreas Lindlahr | Team Malizia

Neben dem Meer hast du auch andere Leidenschaften, Wandern zum Beispiel. Du fühlst dich also zu zwei sehr gegensätzlichen Elementen hingezogen: Wasser und Erde. Was gibt dir das Wandern, was das Segeln nicht kann?

Ich liebe es, in der Natur zu sein und Dinge zu entdecken – das geht sowohl auf dem Wasser als auch an Land. Allerdings besitze ich kein eigenes Boot, das ist wohl ein ziemlich einschränkender Faktor (lacht). Wandern ist zugänglicher und man ist dabei normalerweise nicht so abgeschnitten. Beim Segeln hingegen ist man, wenn man wirklich etwas erkunden will, eher weiter weg und für längere Zeiträume unterwegs. Ich genieße also die Flexibilität beim Wandern. Aber egal, ob Wandern oder Segeln: Ich finde dabei sehr gerne heraus, wozu ich körperlich in der Lage bin.

Du stößt also gerne an deine Grenzen?

Auf jeden Fall! Ich habe einige ziemlich lange Wanderungen und Segeltörns unter schwierigen Bedingungen unternommen. Diese Art von Aktivitäten genieß ich total, weil ich mich selbst in verschiedenen Situationen testen und sehen kann, wie mein Körper reagiert und was ich geistig durchstehen kann. Ich bin nicht jemand, der in einem Fitnessstudio sitzt – ich will neue Dinge sehen, während ich eine Aktivität ausübe.

Holly Cova

© Marie Lefloch | Team Malizia

Lass uns über deine Arbeit sprechen: Was zählt zu deinen Hauptaufgaben als Team Director?

Meine Aufgabe ist es, alles zu überwachen – vor, während und nach einem Rennen. Ich sorge zum Beispiel dafür, dass wir in technischer Hinsicht für das Rennen bereit sind und dass es in keinem Bereich Probleme gibt. Die Aufgaben sind super abwechslungsreich. Aber ich habe natürlich ein wirklich starkes Team, das sich um seine jeweiligen Bereiche wie Technik, Kommunikation, Finanzen und Co. kümmert. Ich würde sagen, ich halte die Fäden zusammen und sorge dafür, dass alle im Team an einem Strang ziehen.

Was bedeutet es für dich, ein Offshore-Team zu leiten?

Ich bin wahnsinnig stolz. Wir haben uns von einem der kleinsten Offshore-Teams ohne Budget und mit einem älteren Boot zu einem der größten Teams entwickelt, das gute Aussichten auf einen Sieg oder einen Podiumsplatz hat. Außerdem sind wir mit zwölf vertretenen Nationen und einer Mischung aus Männern und Frauen ein sehr starkes Team – das macht mich sehr glücklich! Oh, und wir sind auch ein wirklich lustiges Team! Für mich persönlich ist es total wichtig, dass die Leute zwar hart arbeiten, aber dennoch Spaß haben. Team Malizia hat die Mentalität: Work hard, play hard, Freunde sein, aufeinander aufpassen und Spaß an der Zusammenarbeit haben.

Wurdest du als Frau auf deiner Reise als Team Director jemals unterschätzt, und gibt es Stereotypen oder Erwartungen, denen du regelmäßig begegnest?

Auf jeden Fall – am Anfang ständig. Die meisten Leute dachten entweder, dass ich nur ein bisschen Social Media für Boris mache, oder sie sind davon ausgegangen, dass ich seine Frau sein muss. Schätze mal, die Leute sehen eine junge Frau mit blonden Haaren und nehmen direkt an, dass das die einzigen beiden Optionen sein können. Mittlerweile ist es ein bisschen anders, weil ich den Job als Team Director schon länger mache.

„Team Malizia hat die Mentalität: Work hard, play hard, Freunde sein, aufeinander auspassen und Spaß an der Zusammenarbeit haben!“

Holly Cova

Gibt es etwas, das du als Führungskraft anders machst? Vielleicht gerade weil du eine Frau bist?

Ich denke schon. Frauen haben andere Soft Skills als Männer. Wir können diplomatischer sein. Ich glaube zum Beispiel, dass ich kein großes Ego habe – ich halte mich nicht an etwas fest, wenn mal was schiefgeht oder jemand schwierig im Umgang ist. So etwas nehme ich nicht schlecht auf und ich muss mich mit niemandem anlegen. Einfach Schwamm drüber. Wahrscheinlich kann ich auch ein bisschen einfühlsamer sein als ein Mann – etwa wenn Frauen im Team Kinder haben oder darüber nachdenken, welche zu bekommen. In solchen Fällen ist es wirklich hilfreich, eine Frau, die selbst Mutter ist, in solch einer Position wie meiner zu haben.

Die typische Frage nach der Vereinbarkeit von Arbeit und Familie stelle ich dir absichtlich nicht – zum einen, weil du danach vermutlich schon tausendmal gefragt worden bist, und zum anderen, weil vermutlich niemand Boris diese Frage stellen würde. Aber wenn dir, so wie vielen anderen Frauen, diese Frage gestellt wird, empfindest du sie als Zumutung oder siehst du sie als Chance, das Thema Female Leadership sichtbar zu machen?

Mir macht diese Frage überhaupt nichts aus – für mich steht das Sichtbarmachen im Vordergrund. Mein Mann und ich sind sehr gleichberechtigt, bei uns gibt es keine starren Geschlechterrollen. Aber als ich Mutter wurde, wurde mir schlagartig klar, dass es unmöglich ist, gleichberechtigt zu sein, wenn man stillt – Frauen sind nun mal der primäre Elternteil. Das ist eine tolle Sache, doch es übt auch viel Druck auf einen aus. So gesehen verstehe ich, warum man Frauen diese Frage stellt, Männern aber nicht. Wer stillt, gibt seinem Kind buchstäblich Leben aus dem eigenen Körper – das zieht unglaublich viel Energie. Ich habe Glück, dass ich anfangs viel von zu Hause arbeiten konnte und viel Support von meinem Team bekommen habe. Und jetzt, wo ich beruflich wieder mehr reisen muss, habe ich ein Au Pair. Wäre ich nicht in dieser glücklichen Lage, könnte ich meinen Alltag nur schwer jonglieren. 

„Wir brauchen mehr männliche Verbündete im Segelsport.“

Holly Cova

Die Segelwelt ist immer noch von Männern dominiert. Was muss sich deiner Meinung nach ändern – und wie?

Es ist wichtig, dass noch mehr Frauen in Führungspositionen vertreten sind und sichtbar gemacht wird, was die weiblichen Seglerinnen alles erreichen können. Doch es genügt nicht, wenn sich dafür nur wir Frauen einsetzen. Wir brauchen mehr männliche Verbündete im Segelsport. Männer wie Boris, denen es egal ist, ob man ein Mann oder eine Frau ist. Für ihn zählt nur, ob man einen guten Job macht. Wir brauchen mehr Männer, die diese Haltung einnehmen.

Wenn wir schon Dinge sprechen, die sich ändern müssen: Glaubst du, das nächste große Ziel könnte ein reines Frauenteam oder sogar ein spezielles Offshore-Cup-Format für Seglerinnen sein – und hättest du Lust, ein solches Team zu leiten?

Sowohl ein reines Frauenteam als auch ein reiner Frauen-Cup klingen definitiv interessant. Allerdings betrachte ich das Ganze aus zwei verschiedenen Perspektiven. Keine Frage, ein Team, das nur aus Frauen besteht, kann Erstaunliches leisten – das hat zum Beispiel das Team SCA beim Volvo Ocean Race gezeigt. Aber eines der Dinge, die ich am Segeln so mag, ist, dass Frauen und Männer mit- und gegeneinander antreten. Ich würde so einen reinen Frauenwettbewerb zwar auf jeden Fall toll finden und unterstützen, denke aber, dass wir die Geschlechter gar nicht unbedingt trennen sollten. Es ist doch total cool, wenn sie Seite an Seite antreten. Die Schweizer Skipperin Justine Mettraux etwa hat bei der Vendée Globe 2024 ein unglaubliches Rennen absolviert, war als erste Frau im Ziel und hat so einige Männer hinter sich gelassen. Es ist also nicht so, dass Frauen nicht mit Männern mithalten könnten.

Holly Cova

© Dani Devine | Team Malizia

Würdest du behaupten, dass die soziale Dynamik auf See zwischen Männern und Frauen anders ist als an Land?

Das kommt auf das Team an. Als Rosalin Kuiper noch in unserem Team war, sagte sie immer, es spiele überhaupt keine Rolle, dass sie eine Frau ist, wenn sie mit den Jungs auf einem Boot war. Ich sehe das genauso – wir sind alle hier, um so schnell zu segeln, wie wir können und letztendlich zu gewinnen. Klar, natürlich haben alle Männer und Frauen im Team Malizia unterschiedliche Fähigkeiten und Niveaus, aber letztlich haben sie alle dasselbe Ziel. Wir sind da draußen gleich und genau das versuchen wir in unserem Team zu betonen.

In anderen Teams ist das nicht der Fall?

Nein, nicht überall. Man hört immer wieder, dass es eine Quotenfrau an Bord gibt. Sowas muss der Vergangenheit angehören. Frauen haben ihren rechtmäßigen Platz an Bord und müssen eine Chance bekommen – aber stets auf eine intelligente Art und Weise! Es wäre zum Beispiel völliger Quatsch, eine Frau, wenn sie die kleinste Person an Bord ist, in eine Position auf dem Boot zu setzen, in der sie das Schwerste heben müsste. Die Leute müssen dort eingesetzt werden, wo sie den größten Nutzen bringen.

„Natürlich haben alle Männer und Frauen im Team Malizia unterschiedliche Fähigkeiten und Niveaus, aber letztlich haben sie alle dasselbe Ziel. Wir sind da draußen gleich und genau das versuchen wir in unserem Team zu betonen.“

Holly Cova

Du hast schon kurz von Rosalin Kuiper gesprochen: Ihr zwei seid Freundinnen. Sie war früher Co-Skipperin deines Teams und ist jetzt Skipperin vom Konkurrenzteam Holcim-PRB. Tauscht ihr immer noch Gedanken und Ratschläge aus? Und noch spannender: Drückst du ihr beim Ocean Race Europe 2025 immer noch die Daumen?

Auf jeden Fall (lacht)! Rosie ist ein wunderbarer Mensch und eine grandiose Seglerin. Wir werden immer miteinander befreundet sein, das versteht sich von selbst. Mittlerweile haben wir sogar Babys in ähnlichem Alter und unterhalten uns fast jeden Tag über das Leben. Und auch wenn sie mal Fragen zur Arbeit hat, weiß sie immer, dass sie mit mir oder Boris reden kann. Boris ist einer der offensten Segler, die es gibt – er ist sehr stolz darauf, wo die ehemaligen Mitglieder seines Teams gelandet sind und was sie dort erreichen. Und auch ich drücke ihr natürlich die Daumen.

Girls support girls, also. Genau das liebe ich an Frauen! Lass uns in dem Zusammenhang über das Magenta Project sprechen. Die Initiative unterstützt Frauen im Segelsport durch ein Mentoring-Programm, das ihnen dabei hilft, ihre Karrieren zu entwickeln, Netzwerke aufzubauen und sie zu inspirieren, auf höchstem Niveau erfolgreich zu sein.  Wie wichtig sind diese Art von Allianzen unter Frauen?

Extrem wichtig! Deshalb bin ich auch dem Vorstand des Projekts beigetreten. Es zielt darauf ab, je einen Mentee und einen Mentor zusammenzubringen, sodass der eher unerfahrene Mentee vom Netzwerk seines erfahrenen Mentors profitiert. Dieser unterstützt dabei, Hindernisse zu überwinden, Sponsoren zu finden und generell die Karriere des Mentees voranzutreiben – und das gilt nicht nur für Seglerinnen, sondern auch für Teilnehmerinnen, die im Management, als Reporterin an Bord oder als Technikerin durchstarten wollen. Solche Kontakte und Netzwerke sind für uns Frauen und unsere Karrieren Gold wert.

© Sailing Energy | The Ocean Race

Was sind aus deiner Sicht die größten strukturellen Hürden, mit denen Frauen im Offshore-Segeln nach wie vor konfrontiert sind?

So vieles ist nicht für Frauen ausgelegt – man muss sich nur mal einen IMOCA anschauen. Die meisten Podeste an Bord sind viel zu hoch. Ich bin 1,80 m groß, das wäre noch in Ordnung, aber die Mehrheit an Frauen sind nun mal kleiner. Ein weiteres Beispiel ist die Kleidung. Die meiste Segelbekleidung ist, was Passform und Schnitt angeht, nicht für Frauen ausgelegt – wie kann sowas sein? Und auch sonst gibt es noch super viele Hürden für Frauen: Sie können oft nicht genügend Punkte für die Teilnahme an einem Rennen sammeln, weil sie ein Kund bekommen. Oder viele Teams wollen schon aus Prinzip nur Männer an Bord haben. Doch es gibt Frauen in der Branche – unter anderem Rosie und unser neues Teammitglied Cole Brauer –, die den Weg ebnen und jene Hürden Stück für Stück abbauen.

Apropos Cole Brauer: Welche körperlichen Anforderungen stellt das Hochseesegeln – und machen Geschlecht oder Körperbau wirklich einen Unterschied? Denn wenn ich an jemanden wie Cole denke, die als erste Amerikanerin allein nonstop um die Welt gesegelt ist – und das mit einer Körpergröße von 1,55 m –, dann kann an dem Klischee doch gar nicht viel dran sein, oder?

Ich denke bei Cole ging es eher um ihre Entschlossenheit als ihre Körpergröße. Ein Rennen wie die Vendée Globe ist wirklich lang und hart. Cole hat sich in ihrem Rennen die Rippen gebrochen und trotzdem weitergemacht – es ist verrückt, wie viel mentale Stärke man braucht, um das alles mit gebrochenen Rippen durchzustehen. Wir vergessen oft, dass Frauen eine immense Kraft haben, wenn es um Schmerzen und Ausdauer geht.

Zudem hat sich Cole auch schon vor dem Rennen sehr entschlossen gezeigt und sich an Land entsprechend vorbereitet.

Ganz genau! Cole hat viel Zeit damit verbracht, ihr Boot zu modifizieren und ihre Systeme und die Art und Weise, wie sie Dinge tut, zu ändern, um es ihr zu ermöglichen, auf demselben Niveau wie ihre Mitstreiter zu konkurrieren. Vergleicht man andere Segler miteinander, sieht man auch schnell Unterschiede im Körperbau: Thomas Ryan und Boris Herrmann sind körperlich völlig unterschiedlich. Beide natürlich sehr stark, aber Boris eher groß, Thomas eher zierlich. Wer schlau ist, setzt heutzutage nicht mehr auf einheitliche Boote. Man kann sein Boot so entwerfen und anpassen, wie man will – und wenn man das gut macht, kann man mit jedem Geschlecht und jedem Körperbau auf hohem Niveau erfolgreich sein.

„Man kann sein Boot so entwerfen und anpassen, wie man will – und wenn man das gut macht, kann man mit jedem Geschlecht und jedem Körperbau auf hohem Niveau erfolgreich sein.“

Holly Cova

Holly Cova

© Dani Devine | Team Malizia

Ich stelle in meinem persönlichen Leben immer wieder fest, dass es einige Themen gibt, die Frauen betreffen, die immer noch als großes Tabu gelten. Bestes Beispiel: die Menstruation. In vielen Sportarten wird sie gerne mal ignoriert – obwohl sie sich auf die Konzentration, die körperliche Leistung und das Wohlbefinden auswirkt, vor allem bei Wettkämpfen auf Spitzenniveau. Welche Insights hast du darüber, wie Offshore-Seglerinnen ihre Periode während langer Regatten bewältigen?

Das ist ein echt schwieriges Thema, schließlich lebt man auf einem Boot ohne richtige Toilette. Viele Seglerinnen kontrollieren daher ihre Periode mit der Einnahme von Hormonen. Rosie zum Beispiel war sehr offen, was den Gang zur Toilette angeht. Das lag daran, dass sie sich im Team sehr wohl fühlte – die hatten ihr sogar einen Toilettensitz für den Eimer gebaut. Es gibt also Dinge, die man tun kann. Nur muss es mehr zu einem offenen Thema werden. Wir alle wissen, dass die Periode nicht alle Frauen auf dieselbe Art und Weise beeinträchtigt. Manche erleiden tagelang Höllenqualen, andere wiederum bemerken sie kaum – aber alle müssen in der Lage sein, darüber sprechen zu können, ohne dass es unangenehm ist. Es ist viel besser, die Frauen an Bord ganz offen zu fragen „Hey, hast du dir darüber schon Gedanken gemacht? Wie willst du das handhaben?“, anstatt sie das Problem stillschweigend selbst bewältigen zu lassen.

„Es wäre großartig, wenn wir in allen Bereichen 50:50 erreichen könnten und kleine Mädchen voller Stolz davon träumen können, die nächste Rosie oder die nächste Cole zu werden – das sollte ein völlig normaler, nicht aber fast unmöglicher Traum sein.“

Holly Cova

Gibt es etwas, das du dir wünschst – als Frau, Mutter, Führungspersönlichkeit und Seglerin?

Eine Welt, in der Frauen nicht dafür verurteilt werden, eine Frau zu sein, oder als „zu viel“ gelten. Wenn man als Frau zu freundlich ist, dann ist man flirty, ein Mann hingegen charmant. Eine Frau kann stark sein, ohne aggressiv zu sein. Außerdem wünsch ich mir, dass Frauen nicht mehr das Gefühl haben, sich so viel mehr beweisen zu müssen als Männer. Es wäre großartig, wenn wir in allen Bereichen 50:50 erreichen und kleine Mädchen voller Stolz davon träumen können, die nächste Rosie oder die nächste Cole zu werden – das sollte ein völlig normaler, nicht aber fast unmöglicher Traum sein! Mit Dingen wie dem Magenta Project und auch Malizia kommen wir dem ein Stück näher.

Letzte Frage: Wir haben bereits über einige Änderungen gesprochen, die im Segelsport vorgenommen werden müssen. Aber gibt es etwas, das niemals verloren gehen darf?

Der Ozean selbst. Daher ist es so wichtig, dass wir uns intensiv für den Schutz der Meere einsetzen. Wenn wir Dinge wie den Tiefseebergbau oder die Schleppnetzfischerei zulassen, wenn wir uns anschauen, wie der Klimawandel voranschreitet und was mit dem Wasser passiert, dann macht mir das große Sorgen. Der Ozean ist doch dieses wunderschöne Spielfeld der Segler – das dürfen wir niemals verlieren.

© Kiel Marketing, Holly Cova | Das Interview führte Finja Thiede
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