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ACO: Interview mit Stephan Kehren
„Viele Themen rund um ,Green City‘ erfordern noch richtig viel Missionarsarbeit.“

 

Stephan Kehren ist Key Account Manager bei ACO – vor allem aber ist er ein Enthusiast, wenn es um das Management von Wasser geht und darum, wie man diese wertvolle Ressource sinnvoll nutzen kann. Im Interview führt uns der weitgereiste Spezialist von Singapur über Hamburg bis zum Kleinen Kiel – direkt vor unsere Haustür.

Stephan Kehren

Stephan Kehren

Key Account Manager

Bei „Green City” denken die einen sofort an Bäume in der Stadt, andere an Mobilitätskonzepte, Elektrifizierung, ÖPNV, Radwege, saubere Energie, Solarflächen, Recycling und Digitalisierung. Wo liegt bei „Green City“ die Wahrheit zwischen „ganz einfach“ und „sehr komplex“?

Im Grunde geht es da um alle Bereiche. Wir bei ACO haben unseren Fokus auf den Umgang mit dem Regenwasser gelegt, aber das ist nur ein kleiner Teil aller Klimaanpassungsmaßnahmen, für die die Green City steht. Unsere Städte müssen in die Lage versetzt werden, widerstandsfähig auf die Auswirkungen des Klimawandels reagieren zu können, damit wir dort auch in Zukunft noch einen lebenswerten Raum haben. Bäume und Grünflächen sind die natürliche Klimaanlage einer Stadt, aber die stehen gleichzeitig auch in starker Konkurrenz zum Auto. Als Landschaftsarchitekt finde ich eine großzügige Begrünung natürlich total wichtig, aber wir müssen bei der Planung ja auch immer die gesamte Infrastruktur über und unter der Erde berücksichtigen. Es geht schlussendlich um die Frage: Wie viel Grün können und wollen wir uns hier leisten? 

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Ursprünglich kommst du aus der Landschaftsarchitektur. Wie war dein Werdegang? Gab es einen Schlüsselmoment, in dem du dich für die Green-City-Entwicklung bei ACO entschieden hast?

Ich habe Landschaftsarchitektur in Osnabrück studiert. Damals gab es die Begriffe „Schwammstadt” oder „Green City” noch gar nicht. Wir haben die klassischen Themen des Tiefbaus, der Landschaftsarchitektur und der Garten- und Parkgestaltung gelernt. Natürlich hatten wir auch Fächer wie Landschafts- oder Umweltplanung, in denen Kenntnisse und Methoden vermittelt wurden, um natürliche Lebensräume, Landschaften und Umweltressourcen nachhaltig zu planen und zu schützen. Den Begriff „Green City” habe ich aber erst viel später wahrgenommen.
In meiner Studienzeit habe ich ein Praxissemester in den Niederlanden gemacht, da drehte sich schon sehr viel um das Thema Wasser. Die Niederländer sind ja „näher am Wasser gebaut“. Darüber wurde immer ein wenig gelacht: Wenn der Wasserpegel irgendwann steigt, dann sind die Niederländer irgendwann von der Landkarte verschwunden. 

Die Niederländer sind schon sehr lange Meister im Wassermanagement. Große Teile Ihrer Landfläche haben Sie künstlich und mit viel Aufwand dem Wasser abgewonnen und wollen diese logischerweise nicht wieder abgeben. Dazu kommt, dass ein beträchtlicher Teil des Landes unterhalb der Meeresoberfläche liegt. Da stellt ein stetig steigender Meeresspiegel ein ganzes Land und seine Bevölkerung natürlich vor extrem große Herausforderungen. Mir wurde klar, dass das Element Wasser in fast jeder Planung eine große Rolle spielt. Ich erinnere mich auch noch daran, dass unser Chef eines Tages im Büro stand, sich unsere Planung ansah und sagte: „We need much more trees!“ Das Büro war damals schon dafür bekannt, Stadtplanung und Landschaftsarchitektur auf innovative Weise miteinander zu verbinden.

Golfplatz

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Also ein Problem, das ganze Nationen betreffen kann …

… ja, aber einen weiteren Schlüsselmoment hatte ich dann bei meinem letzten Arbeitgeber. Ich erinnere mich gut an einen Termin, bei dem uns jemand von der Wasserbehörde eine Präsentation zeigte. Darin war aufgrund des Klimawandels das Absinken der Grundwasserstände zu erkennen. Wenn Wasser knapp wird, hat die Versorgung mit Trinkwasser selbstverständlich oberste Priorität. Danach folgen Bereiche wie die Landwirtschaft. Sportanlagen oder Golfplätze gelten in solchen Zeiten als nachrangig und dürfen dann natürlich nicht mehr bewässert werden. Das stellt einen Golfplatz logischerweise vor eine echte Herausforderung, denn wenn der nicht mehr bewässert werden darf, verbrennen die Greens und sind nicht mehr bespielbar. Ihre Wiederherstellung ist nicht nur zeitaufwendig, sondern auch mit hohen Kosten verbunden. Das war für mich ein Schlüsselmoment, wo es mir durch den Kopf schoss: Mensch, wir sprechen hier über Luxusprobleme, dabei haben wir durch den Klimawandel eigentlich viel größere Probleme in unseren Städten.

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Wie bist du vom Golfplatz zu ACO gekommen?

Ich bin tatsächlich mehr oder weniger über einen Gullideckel von ACO gestolpert und habe mich daran erinnert, dass ich kurz nach meinem Studium schon einmal als Besucher bei ACO war. Zufällig wurde zu diesem Zeitpunkt gerade eine Stelle als Architektenberater in Hamburg frei. Spannend wurde es dann noch einmal, als etwas später der Bereich „Green City Solutions“ entstand, in dem ich meine Erfahrungen sehr gut einbringen konnte.

Als ich bei ACO anfing, lautete der Slogan noch „Creating the future of drainage“, es ging also um die Entwässerung. Heute sagen wir: „We care for water“. Wir schicken das Regenwasser nicht mehr einfach in die Kanalisation. Es geht um einen Wasserkreislauf, den ACO WaterCycle: collect, clean, hold, reuse. Das „Reuse“ hat das „Release“ ersetzt. Das fand ich total spannend. Mit diesem Wandel hat ACO bei mir voll ins Schwarze getroffen.

„Bei der Schwammstadt handelt es sich um einen Schwamm unter der Stadt, der das Wasser aufsaugt, wenn zu viel von oben kommt, und es bei Bedarf wieder abgibt, wenn es längere Zeit nicht geregnet hat.“

Stephan Kehren

Es ist eine schöne Fügung, denn nicht bei allen fallen eigenes Ethos und das Berufliche zusammen. Du nanntest gerade den Begriff „Schwammstadt“. Meinen Green City und Schwammstadt das Gleiche?

Bei der Schwammstadt handelt es sich, ganz einfach dargestellt, um einen Schwamm unter der Stadt, der das Wasser aufsaugt, wenn zu viel von oben kommt, und es bei Bedarf wieder abgibt, wenn es längere Zeit nicht geregnet hat. Somit wird die Kanalisation bei Starkregenereignissen entlastet und die Green City kann bei Wasserknappheit von dem Wasser profitieren. Bäume sind lebenswichtige Bausteine in unseren Städten. Sie beeinflussen unser Mikroklima positiv, indem sie zum einen Lebensraum für eine Vielzahl von Organismen und Tieren bieten. Sie filtern Feinstäube, binden CO₂ und geben Sauerstoff ab. Zudem kühlen sie unsere Städte durch ihren Schatten und durch große Mengen an Wasser, das sie über ihre Blätter verdunsten. Dafür brauchen sie natürlich auch optimale Standortbedingungen.

Gibt es eine Stadt oder ein Projekt, das dich besonders inspiriert hat?

Ja, tatsächlich. Ich habe fast anderthalb Jahre in Singapur gelebt und gearbeitet, einer Stadt mit fünf Millionen Einwohnern auf einer Fläche, die kleiner als Berlin ist. Das Planungsbüro Dreiseitl aus Überlingen war damals bereits in Singapur tätig und hat „Green City“ Projekte entwickelt. Als ich vor Ort war, konnte ich mir einige dieser Landschaftsprojekte selbst ansehen. Das war schon sehr prägend.

Singapur hat ganz andere Regenereignisse als wir hier. An manchen Tagen konnte man die Uhr danach stellen, wann es anfängt zu regnen. Die Wohnung oder das Büro brauchte man in dieser Zeit schon gar nicht mehr zu verlassen, da das Wasser einfach von allen Seiten kam. Bei uns hätte man vermutlich Sandsäcke vor die Türen gelegt, aber die Infrastruktur dort ist natürlich auf diese extremen Regengüsse ausgelegt. Singapur ist zudem eine sehr dicht bebaute Stadt. Entsprechend gibt es große Rinnen und Betonkanäle, die das gesammelte Wasser von den Straßen und Hochhausblöcken schnellstmöglichst ableiten.

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„Green City wird in Singapur gelebt wie in keiner anderen Stadt. Die Luftqualität ist sehr gut, was nicht nur an den großen Parkanlagen liegt, sondern auch daran, dass die Zahl der zugelassenen Autos streng limitiert ist und der ÖPNV sehr gut ausgebaut ist.“

Stephan Kehren

Anfang der 2000er Jahre hat sich das Büro Dreiseitl mit der Neuplanung des Bishan-Ang Mo Kio Parks beschäftigt. Früher gab es dort einen dieser riesigen, linearen Betonkanäle. Das Büro hatte die Idee, daraus ein naturnahes Fließgewässer mit geschwungener Form zu entwickeln und es in die Parkgestaltung zu integrieren. Die Fließgeschwindigkeiten wurden reduziert, sodass sich Ufervegetation ansiedeln konnte. Zudem wurden große Retentionsflächen topografisch in die Parklandschaft integriert. Heute ist der Park ein großartiger Lebensraum für Menschen und Natur inmitten einer dicht besiedelten Stadt.

„Green City“ wird in Singapur gelebt wie in keiner anderen Stadt. Die Luftqualität ist sehr gut, was nicht nur an den großen Parkanlagen liegt, sondern auch daran, dass die Zahl der zugelassenen Autos streng limitiert ist und der ÖPNV sehr gut ausgebaut ist.

Dem Wasser wurde hier auch auch wie in den Niederlanden durch großflächige Aufschüttungen Land abgewonnen. Man könnte meinen, dadurch sei teures Bauland entstanden, doch stattdessen wurde mit den „Gardens by the Bay“ ein weiterer Park geschaffen. Das ist, als wenn man auf dem Gelände der Hamburger HafenCity einen riesigen Park mit Mammutbäumen anlegen würde.

Hochbunker

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Hochbunker

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Ein schöner Gedanke: Die Elbphilharmonie inmitten einer grünen Oase, das wäre großartig.

Absolut, mit Blick auf den Klimawandel wäre eine großzügigere Verteilung von Grünflächen in der HafenCity schon vorteilhaft. Eine weitere Möglichkeit wäre, viele Hausfassaden stärker zu begrünen, um das Mikroklima zusätzlich zu verbessern.

Wie zum Beispiel beim Hamburger Hochbunker. An dem Projekt hat ACO auch mitgewirkt.

Der grüne Hochbunker auf St. Pauli ist super Beispiel dafür, dass es möglich ist, eine grüne Landschaft auch auf eher schwierigen und exponierten Standorten zu errichten. Ich finde solche Projekte wegweisend für die Gestaltung einer „Green City“.

Auf dem Bunker sind alle Dachflächen und Fassaden großzügig bepflanzt. Es gibt zudem einen sogenannten grünen „Bergpfad“, der sich um das gesamte Bauwerk nach oben windet bis zu einer öffentlichen Parkanlage ganz oben. Auf allen Ebenen befinden sich Retentionsboxen, die das Regenwasser sammeln und zurückhalten wie ein richtiger Schwamm. Wenn du an trockenen Tagen dein Ohr an die Fallrohre hälst, hörst du da ein leises Wasserrauschen. Das Wasser zirkuliert dort in einem ständigen Kreislauf. Überschüssiges Regenwasser wird nicht entsorgt, sondern läuft kaskadenartig von Ebene zu Ebene, bis es schließlich in einem großen Tank am Fuße des Bunkers gespeichert wird. Von dort aus wird es zur Bewässerung der Pflanzen wiederverwendet.  Auch hier trägt die Begrünung zu einem besseren Stadtklima in Hamburg bei. In diesem Frühjahr ist die gesamte Vegetation übrigens regelrecht explodiert.

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Für Hamburg haben Elphi und nun auch der begrünte Hochbunker den sogenannten Bilbao-Effekt: Die Bauwerke haben eine Strahlkraft, die weit über die Stadt hinausreicht, und locken viele Menschen aus der ganzen Welt an. In Kiel gibt es auch eine sehr spannende Fläche, die von ACO gestaltet wurde. Sie liegt zwischen Kleinem Kiel und Bootshafen und sorgt für einigen Gesprächsstoff. Wie entsteht so ein Projekt eigentlich?

Am Anfang steht beispielsweise ein Bauherr mit einer verrückten Idee, der sich einen Planer dazu holt. Gemeinsam skizzieren sie ihre Ideen. Meist sind auch Investoren nötig, die mutig genug sind, in solche Leuchtturmprojekte zu investieren. Manchmal sind wir bei diesen ersten Treffen auch schon dabei und können direkt unsere Erfahrungen einfließen lassen. In der Regel werden wir aber erst später von einem Planer oder einem Landschaftsarchitekten hinzugezogen, wenn konkrete Fragen, wie etwa zur Entwässerung, zu klären sind. In einigen Projekten sind es oft die Details, zu denen wir beratend hinzugezogen werden, zum Beispiel beim „Kleinen Kiel“: An welchen Stellen kann das Wasser abgeleitet werden? Und wo fließt es hin? 

Rinne

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Gleichzeitig soll die Technik möglichst unscheinbar sein. Das ist im Grunde wie auf einer Bühne: Die meisten Produkte, die wir vertreiben, verschwinden im Erdboden, also im Backstage-Bereich. Ich möchte das schöne Pflaster, die schönen Bäume und die gesamte Begrünung sehen, und gleichzeitig muss im Untergrund sichergestellt werden, dass alles gut funktioniert. In den meisten Fällen lassen sich solche Aufgaben mit bereits entwickelten Produkten lösen. Aber gerade im Bereich „Green City“ kommt es immer wieder vor, dass wir neue Ansätze verfolgen, oft zunächst als individuelle Lösung für ein konkretes Projekt. Wenn sich diese Lösungen bewähren und häufig nachgefragt werden, können daraus neue Produkte entstehen, die wir später in Serie produzieren und vertreiben.

„Anhand unserer Projekte können wir jedoch zeigen, dass es bereits heute funktionierende Lösungen gibt. Damit können wir Entscheidungsträgern die Sorge nehmen, ob am Ende alles reibungslos funktioniert.“

Stephan Kehren

Häufig stehen politische Entscheidungen von Städten oder Kommunen am Anfang eines Projekts. So hat das Stadtparlament in Frankfurt im Jahr 2023 beschlossen, bis 2030 10.000 Bäume zu pflanzen. Das geht natürlich auch auf Kosten von Fahrbahnen und Parkplätzen – und manchen BewohnerInnen geht das auf die Nerven. Was würde ACO der Stadt Frankfurt zum Vorgehen raten?

In der Regel sind es Stadtplaner, die Gesamtlösungen für die „Green City” entwickeln. Wenn möglich, versuchen wir, uns bereits im Vorfeld einzubringen oder proaktiv auf Entscheider zuzugehen, um auf unsere Systeme und Lösungen aufmerksam zu machen. Darüber hinaus bieten wir aber auch verschiedene Plattformen zum Austausch an, wie zum Beispiel unsere Online-Academy. Kürzlich hatte ich die Gelegenheit, dass mich eine Kommune zu einem Arbeitskreis aus Tiefbau, Straßenbau, Grünflächenamt usw. eingeladen hat, in dem ich unsere Systeme vorstellen durfte. Das war für mich natürlich ideal, da alle Ansprechpartner an einem Tisch saßen, das kommt aber in der Realität meist viel zu selten vor. Viele Themen rund um „Green City“ erfordern noch richtig viel „Missionarsarbeit“. Anhand unserer Projekte können wir jedoch zeigen, dass es bereits heute funktionierende Lösungen gibt. Damit können wir Entscheidungsträgern die Sorge nehmen, ob am Ende alles reibungslos funktioniert. Denn niemand möchte das Gefühl haben, Versuchskaninchen zu sein. Uns ist besonders wichtig, Veränderung anzustoßen und die Haltung „Das haben wir schon immer so gemacht“ zu überwinden. Genau diese Denkweise wollen wir hinter uns lassen. Es ist Zeit, Bewegung in das Thema zu bringen – andere Länder machen uns längst vor, wie es gehen kann.

Park

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Park

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„Klimaanpassungsmaßnahmen sind notwendig, um unsere Städte auch in Zukunft lebenswert zu gestalten. Doch sie werden Investitionen erfordern – genau da ist die Politik besonders gefragt. Wir müssen an dieser Stelle sehr überzeugend sein.“

Stephan Kehren

Man sagt schnell „die Politik“, aber am Ende redet man immer mit Menschen. Auch wenn man sie emotional gepackt bekommt, ist es am Ende das rationale Fundament, die Expertise, die entscheidet. ACO hat da anscheinend eine Menge zu bieten.

Ja, wir haben schon viel zu bieten, aber wir müssen eben auch all diejenigen erreichen, die in Projekten Entscheidungen treffen. Gerade beim Thema nachhaltiges, klimaresilientes Bauen führt der Weg oft nicht an der Politik vorbei. Klimaanpassungsmaßnahmen sind notwendig, um unsere Städte auch in Zukunft lebenswert zu gestalten. Doch sie werden Investitionen erfordern – genau da ist die Politik besonders gefragt. Wir müssen an dieser Stelle sehr überzeugend sein.

Neben unserer Online-Academy bieten wir zahlreiche Veranstaltungen vor Ort in ganz Deutschland an, zum Beispiel die ACO Regenwelten. Wir sehen das als Plattform, auf der wir Planer, Projektbeteiligte aus Städten und Kommunen sowie die Politik zum gegenseitigen Austausch einladen. Das kommt sehr gut an, denn allen ist bewusst, dass sie sich früher oder später ohnehin mit diesen Themen beschäftigen müssen. Zwar ist klar, dass das Thema an Bedeutung gewinnt, doch viele wissen noch nicht genau, was sich hinter dem Begriff „Green City“ verbirgt. Genau hier setzen wir an.

Wir präsentieren hier auch unsere eigenen Lösungen, die zwar nur einen Teil einer Gesamtlösung darstellen, was aber immer zu einem guten Austausch führt. Noch wichtiger ist jedoch, was die anderen Teilnehmer einbringen: ihre Perspektiven, Erfahrungen und Anforderungen. Im Anschluss an solche Veranstaltungen erreichen uns regelmäßig zahlreiche Anfragen aus den unterschiedlichsten Bereichen. So erhalten wir die Chance, ganz konkret in einzelne Projekte einzusteigen.

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Einerseits soll die Technik von ACO backstage bleiben, die Menschen sehen die physischen Produkte nicht, die verbaut werden. Auf der anderen Seite braucht es natürlich eine gewisse Öffentlichkeit für die Expertise. Geht es für euch immer wieder darum, das Unsichtbare sichtbar zu machen?

Das ist absolut so! Wenn ich durch die Stadt gehe, schaue ich oft unbewusst nach unten, um zu sehen, was da verbaut wurde. Das nervt meine Freundin schon mal und dann sagt sie: „Jetzt hör doch mal auf, die ganze Zeit an die Arbeit zu denken!“ Aber was man an der Oberfläche sieht, ist natürlich nur ein kleiner Teil dessen, was ACO eigentlich ausmacht. Aufgrund unserer Historie werden wir oft noch auf die klassische Entwässerungsrinne reduziert. Aber viele unserer Produkte verschwinden komplett im Untergrund. Um zu verstehen, wie eine Rigole beispielsweise funktioniert, müssen wir diese Lösungen sichtbar machen und erklären, warum sie so wichtig sind.

Ein ehemaliger Kollege von mir hat einmal gesagt: „Sauberes Wasser zu verkaufen ist schwer, wenn es schon sauber ist.“ Ich finde, das beschreibt unsere Arbeit ziemlich gut. Solange noch alles scheinbar funktioniert wie gewohnt, lassen sich Lösungen für Klimaanpassung schwer vermitteln. Die eigentlichen Probleme liegen in der Zukunft und sind für viele Menschen noch zu weit entfernt, um sie heute schon wirklich zu spüren. Aber wir müssen heute schon handeln! Es geht sehr viel darum, das Unsichtbare sichtbar zu machen, darüber zu sprechen, zu informieren und zu sensibilisieren.

Stadt

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Neulich hielt ich einen Vortrag zum Thema Regenwassermanagement auf Sportanlagen. Da ging es unter anderem um die Möglichkeit, gesammeltes Regenwasser zur Beregnung der Sportrasenflächen zu verwenden. Ein Rasenplatz mit einer Fläche von über 7.000 Quadratmetern benötigt über die Saison knapp drei Millionen Liter Wasser. Betrachtet man lediglich die Kosten, würde sich eine Rigole zur reinen Bewässerung natürlich nicht lohnen, da Trinkwasser in Deutschland sehr günstig ist. Wenn jedoch ohnehin vorgesehen ist, Regenwasser auf dem Grundstück zurückzuhalten oder zu versickern, könnte eine Doppelnutzung sinnvoll sein. Auch wenn sich dadurch nicht sofort 100 Prozent Trinkwasser einsparen lassen, kann das gesammelte Regenwasser in trockenen Phasen eine wertvolle Alternative darstellen – insbesondere bei möglichen Bewässerungsverboten. Im besten Fall wird ein solches System sogar noch gefördert. Genau das meine ich mit „sichtbar machen”. Wir müssen solche individuellen und praxisnahen Beispiele aufzeigen, damit die jeweilige Zielgruppe ihre Möglichkeiten besser einordnen kann.

„Man muss ein echtes Stehaufmännchen sein.“

Stephan Kehren

Das plakative Sichtbarmachen ist ein guter Ansatz. Das The Ocean Race Europe, bei dem ACO als Premium-Partner des Starthafens Kiel an Bord ist, geht einen ähnlichen Weg. Das Race ist eine Plattform, um anschaulich auf Meeresschutz, Nachhaltigkeit und Klimawandel aufmerksam zu machen. Auch mit einem Summit, an dem ACO teilnimmt. Aber was macht es mit dir persönlich, immer Vertreter des Unsichtbaren zu sein, es immer wieder sichtbar zu machen? Braucht man dafür eine besondere Haltung?

Die Unternehmen, mit denen wir zusammenarbeiten, kennen uns natürlich alle sehr gut. Wir gehören zu den weltweit führenden WaterTech-Unternehmen. Spannend wird es eigentlich erst bei den Zielgruppen, die wir zukünftig noch erreichen wollen und die ACO vielleicht gar nicht kennen, weil sie bisher einfach keine Berührungspunkte zu uns hatten. Zum Thema Klimawandel liest man inzwischen überall etwas, was das Ganze natürlich unterstützt. Auch Begriffe wie Smart City oder Green City fallen mittlerweile sehr oft. Um deine Frage zu beantworten: Man muss ein echtes Stehaufmännchen sein. Es gibt Tage, an denen man frustriert nach Hause kommt. Das gehört dazu. Wichtig ist nur, dass nach dem ersten Kaffee am nächsten Morgen wieder frischer Wind in die Segel kommt. Das ist die Mentalität, die du, glaube ich, mitbringen musst.

*ACO – Botschafter des SDG 6
Wasser hat einen enormen Einfluss auf die Lebensqualität der Weltbevölkerung. Deshalb haben die Vereinten Nationen (UN) die Verbesserung der Wasserqualität als eines der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung in ihrer Agenda 2030 festgelegt. Bis 2030 sollen alle UN-Mitgliedstaaten die gewünschten Veränderungen erreichen.
Mit seinem ganzheitlichen Geschäftsmodell rund um das Thema Wasser trägt ACO vor allem zur Verwirklichung des sechsten (Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen), des neunten (Industrie, Innovation und Infrastruktur) und des elften (Nachhaltige Städte und Gemeinden) UN-Nachhaltigkeitsziels bei.
Anlässlich des UNESCO-Jubiläumsjahres 2025 wurde ACO als Botschafter für das sechste UN-Nachhaltigkeitsziel ausgewählt.

© ACO – Interview: Ralf Löwe / sonofasailor.de
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