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InterviewPartnerMeeresschutz

oceanBASIS: Interview mit Dr. Inez Linke
„Meeresschutz, der auf die Haut geht.“

 

Dr. Inez Linke ist Mitbegründerin und Geschäftsführerin der oceanBASIS GmbH, die ihren Firmensitz in Kiel-Holtenau hat. Aus ihrem Büro blickt sie auf den Schiffsverkehr vor den Schleusen des Nord- Ostsee-Kanals und sieht dabei, wenn sie Glück hat, sogar mal einen Delfin. Inez liebt Algen und hat als Meeresbiologin die Kieler Naturkosmetik Oceanwell entwickelt. Wie passt das zusammen – und was haben Algen mit Meeresschutz oder gar mit dem Segeln zu tun?

Dr. Inez Linke

Dr. Inez Linke

oceanBASIS GmbH

Inez, Du liebst diese glitschigen Dinger, die man in Kiel sowohl im Wasser als auch an den Stränden findet: Meeresalgen. Was fasziniert Dich so daran?

 Oh, wieviel Zeit hast Du? Davon könnte ich Stunden erzählen … (lacht) Aber erstmal die Kurzfassung: Meeresalgen sind total wichtig für unser Klima. Wir können sie essen und sie sind gesund. Die zahlreichen Wirkstoffe aus Algen und Meerwasser pflegen unsere Haut – und in der medizinischen Forschung werden zum Beispiel ihre antitumoralen Eigenschaften erforscht.

 Ok … dann fangen wir mal mit dem Thema Algen und Klima an: Was haben Algen mit dem Meeresschutz tun?

 Algen haben im Meer eine extrem wichtige Funktion: Zum einen bieten sie vielen Meeresbewohnern Schutz und Nahrung. Braunalgen wie die Laminaria-Alge, welche wir bei oceanBASIS schon immer nutzen, können mehrere Meter lang werden und riesige Unterwasserwälder bilden, sodass ein ganz eigener Lebensraum entsteht. Dann bezeichne ich Algen auch immer gern als „Regenwälder der Meere“. Sie produzieren nämlich vergleichbar viel Sauerstoff wie die tropischen Regenwälder. Dabei binden sie CO2, nehmen überschüssige Nährstoffe auf und verbessern schließlich die Wasserqualität.

„Biozertifiziert bedeutet, dass die Algen aus kontrollierten, unbelasteten Gewässern stammen und der Natur schonend entnommen werden.“

Dr. Inez Linke

Klingt ein bisschen nach: je mehr Algen im Meer, desto besser! Sind denn die Ernte und Nutzung von Algen für Kosmetik mit Umweltschutz vereinbar?

Ja, auf jeden Fall! Solange man Algen in freier Wildbahn nachhaltig erntet oder sie in Aquakultur züchtet. Kultiviert man Makroalgen in Meeresfarmen, schont das ganz nebenbei die Ressourcen an Land. Es braucht dazu weder Landfläche, Pestizide noch Dünger. Im Übrigen wachsen Meeresalgen wesentlich schneller nach als Landpflanzen – man darf sie nur eben nicht komplett abschneiden.
Für unsere Naturkosmetik Oceanwell nutzen wir Algen aus nachhaltiger biozertifizierter Aquakultur in Nord- und Ostsee – vorwiegend aus den sauberen, kalten Gewässern Norwegens. Die Algen für Meeresgarten, das ist unsere Food-Marke, stammen derzeit aus biozertifizierter Wildsammlung in der Bretagne. Biozertifiziert bedeutet hier, dass die Algen aus kontrollierten, unbelasteten Gewässern stammen und der Natur schonend entnommen werden.

Ehrlich gesagt dachte ich bislang, dass Ihr auch Algen in der Kieler Förde erntet …

Ja, da bist Du nicht der einzige! oceanBASIS hat vor 25 Jahren in der Kieler Förde Deutschlands erste biozertifizierte Algenfarm aufgebaut, mit der Laminaria-Alge, auf DeutschZuckertang; aus einem Forschungsprojekt heraus, das sich mit nachhaltiger Aquakultur befasste.

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„Abends bei einem Glas Wein entstand dann die Idee, nachhaltige Naturkosmetik zu entwickeln.“

Dr. Inez Linke

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Dann wollten wir die riesige Bandbreite an Wirkstoffen nutzen, welche der Zuckertang enthält. Für Medizinprodukte sind wir damals als Start-up recht schnell an regulatorischen und finanziellen Hürden gescheitert. Abends bei einem Glas Wein entstand dann die Idee, nachhaltige Naturkosmetik zu entwickeln.
Heute ist diese Algenfarm als „Kieler Meeresfarm“ ausgegründet. Neben der Fördemuschel wachsen dort auch noch einige Algen, welche wir für Forschungszwecke nutzen.

 Die Fördemuscheln sind in unter Feinschmeckern in Kiel begehrt. Und Algen … Du erwähntest bereits, dass man die auch essen kann?

 Aber klar – Algen sind lecker und gesund! Du glaubst gar nicht, was man damit alles würzen kann: Brotaufstrich, Tagliatelle mit Meeresspaghetti und Garnelen, vegane Schokomousse … Ich streu mir am liebsten die getrockneten Algenflakes direkt über den Salat oder die Gemüsepfanne. Algen liefern so viele tolle Nährstoffe: Mineralstoffe und Spurenelemente wie Jod, Eisen oder Magnesium, Vitamine oder ungesättigte Fettsäuren …

oceanBASIS Produkte

… die ihr als Wirkstoffe für gesunde Haut auch in den Oceanwell-Produkten nutzt.

Genau. Wir stellen am Firmensitz in Holtenau den Algen-Extrakt für unsere Naturkosmetik selbst her, nach einem eigens entwickelten Fermentationsverfahren. Die Effekte sind vielfältig, ein Beispiel: Algen haben sehr wirksame Feuchtigkeitsbinder und trocknen nicht aus, wenn sie bei Ebbe der Sonne ausgesetzt sind. Dieses Prinzip lässt sich auf die Haut übertragen.
Auch beim Segeln ist die Haut mit Wind und Salzwasser extremen Bedingungen ausgesetzt. Hier empfehle ich unser fettfreies Meeres-Gel, das auch als Aftersun kühlt und lindert. Generell sollten Wassersportler darauf achten biologisch abbaubare, umweltfreundliche Produkte zu nutzen.

Bitte zum Schluss ein kurzes Statement: Was verbindet Meeresbiologen und Segler noch?

Unsere Liebe zum Meer … Lasst uns gemeinsam die Schönheit der Meere und seine Schätze bewahren!

Miriam Berwanger

Miriam Berwanger

oceanBASIS

Das Interview führte Miriam Berwanger.

Miriam liebt das Meer, den Wind in den Segeln und entspannte Abende an Bord. Ihre zweite Leidenschaft gilt dem Schreiben, sie ist bei oceanBASIS für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich. In diesem Interview spricht sie mit Dr. Inez Linke, Meeresbiologin aus Leidenschaft und Gründerin von oceanBASIS. Mit ihrer Naturkosmetikmarke Oceanwell verfolgt die Kielerin eine klare Mission: Produkte anzubieten, die nicht nur gut für die Haut, sondern auch nachhaltig für die Meere sind. Ihre Begeisterung für nachhaltig kultivierte Meeresalgen, die Mensch und Umwelt gleichermaßen guttun, ist der Kern ihrer Arbeit.

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