© Oceanwell Expeditionsteam
oceanBASIS: 10 Jahre Protect the Ocean
Die Königin der Nacht
Unsere Oceanwell-Initiative „Protect the Ocean“ feiert Jubiläum: Mit Geschichten, die von Begegnungen erzählen, von Wildnis, Schildkröten, Wellen und Menschen. Die erste führt uns nach Afrika in das Küstendorf Pitiké, im äußersten Südwesten von Côte d’Ivoire – wo Meeresschildkröten nachts anlanden, um ihre Eier in den Sand zu legen.
Erster Advent, 25 Grad – und keiner will Plätzchen
Es ist der erste Advent. Während in Deutschland Menschen zwischen Glühweinstand und Geschenkewahnsinn pendeln, stapfen wir in Pitiké durch tropische Nachtluft – 25 Grad, Sternenhimmel, leises Meeresrauschen. Unser Weihnachtsgefühl? Eher dezent. Aber dafür klopft das Herz, weil wir unterwegs zu den ganz Großen sind: den Meeresschildkröten.
Die Chancen stehen schlecht. Der Mond ist hell wie ein Flutlicht – und das mögen Schildkröten nicht. Sie ziehen Dunkelheit vor, wenn sie ans Land kommen, um ihre Eier zu vergraben. Außerdem hatten wir am Morgen bereits ein unvergessliches Erlebnis: Kaum war die Sonne aufgegangen, da wurden wir Zeugen, wie winzige Olivenschildkröten-Babys sich aus dem Sand gruben und dem Horizont entgegenkrabbelten – ein Miniatur-Wunder, das uns alle ein bisschen sprachlos machte (s. Titelbild).
Und jetzt, Stunden später, stapfen wir wieder los – diesmal in einem Tempo, das ungeübte Tiefsandläufer nur sehr mühsam halten können. Wir müssen den 5 km langen Strandabschnitt, den wir zugewiesen bekommen haben, hin und zurück in zwei Stunden geschafft haben. Dann ist Wachwechsel. Erik, der Chef der lokalen Strandbrigade, eilt voraus. Neben ihm wirken wir wie Urlauber mit Bleigewichten in den Schuhen. Mit jedem Schritt sacken wir mindestens 10 cm tief in den Sand.
Die Strandbrigade unterstützen wir finanziell mit unserer Kampagne „Protect the Ocean“, so dass sie die Eiablage dokumentieren und später die Eigelege beschützen kann.
© Oceanwell Expeditionsteam
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„Une luth! Eine Lederschildkröte!!!“
Doch dann das Piepen im Walkie-Talkie. Eine Stimme, aufgeregt, fast ungläubig: „Une luth! Une tortue luth!!!“ Eine Lederschildkröte.
Die Größte. Die Majestätischste.
Zwei Meter lang, 700 kg schwer, urzeitlich schön – mit lederartigem Rückenpanzer und kraftvollen Flossen. Und da ist sie – kaum zu glauben – direkt vor uns. Aus dem Ozean aufgetaucht wie ein stiller Riese, beginnt sie, im Sand zu graben.
Mit den Hinterflossen schaufelt sie ein bis zu einem halben Meter tiefes Loch. Schnaufend. Bedächtig. Fast ritualhaft. Dann beginnt die Eiablage: 80 bis 100 tennisballgroße Eier kullern in die Sandgrube. Wir stehen daneben, atmen flach, filmen leise.
Eiablage einer Lederschildkröte am Strand von Pitiké
Das erste Dutzend von 80-100 Eiern ist geschafft
Den vollständigen Expeditionsbericht findest du unter: www.oceanblog.de/kultur/
reisetagebuch-cote-divoire/
Eine Schildkröte tarnt ihre Eier wie ein Geheimagent
Nach der Eiablage folgt der zweite Akt: die große Tarnung. Die Schildkröte schaufelt nicht nur ihr Gelege zu – sie zerwühlt auch weiträumig den Sand drumherum. Ein Ablenkungsmanöver für Raubtiere. Erst nach 90 Minuten kehrt sie ins Meer zurück. Lautlos. Schwerelos.
Und wir?
Stehen im Sand, mit Gänsehaut statt Sonnenbrand – und dem Gefühl, etwas Unglaubliches erlebt zu haben.
Nur eine bis zwei von 1000 schaffen es
Wusstet ihr übrigens: Nur etwa ein Weibchen von 1000 geschlüpften Jungtieren erreicht je das Erwachsenenalter. Und die Männchen – die betreten niemals Land. Geboren im Sand, leben sie ihr ganzes Leben im Wasser. Der Schutz dieser Tiere ist ein kleines Versprechen an die Zukunft.
Nach der Schwerstarbeit wieder zurück ins Meer
Dr. Levent Piker
Co-Geschäftsführer oceanBASIS
Das Oceanwell Expeditionsteam bestand aus den Meeresbiologen Dr. Inez Linke, Dr. Peter Krost, Dr. Levent Piker, Olaf Grell (†) und dem Geologen und Fotografen Wolf Wichmann. Ein Teil des Erlöses der Naturkosmetik Oceanwell geht an die Meeresschutzinitiative „Protect the Ocean“ (PTO).
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