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ReportageMeeresschutzPartner in Spirit

Unsere Ozeane – Quelle des Lebens
Abschied von der Unendlichkeitsillusion

 

Die Ozeane und Meere liefern Sauerstoff zum Atmen und Nahrung, sie bieten Abermillionen Menschen Arbeit und werden als Sehnsuchtsort, spirituelle Heimat, Sport- oder Abenteuerspielplatz geliebt. Gleichzeitig regulieren die Meere das Wetter und das Klima und bremsen die menschengemachte Erwärmung der Erde. Die Zukunft der Menschheit ist somit unmittelbar mit dem Schicksal der Ozeane verknüpft.

Die Ozeane und Meere bedecken 71 Prozent der Erdoberfläche und sind als Grundpfeiler der menschlichen Existenz heutzutage wichtiger als jemals zuvor. Sie bieten dem Menschen und der globalen Wirtschaft Güter und Dienstleistungen, deren monetärer Wert sich häufig aber gar nicht beziffern lässt, denn die Services des Meeres sind sowohl materieller als auch nicht materieller Art. Nach dem Konzept der Ökosystemleistungen lassen sie sich vier Dienstleistungskategorien zuordnen. Forscher unterscheiden hierbei zwischen bereitstellenden, regulierenden, kulturellen und unterstützenden Dienstleistungen des Meeres. 

Wir Menschen haben bereits 66 Prozent der marinen Lebensräume maßgeblich verändert.

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Abb.: Als „marine Wildnis“ werden Meeresgebiete definiert, deren Lebensgemeinschaften bislang gar nicht oder aber nur in sehr geringem Maß unter menschlichen Eingriffen leiden. Im Jahr 2017 galt dies für lediglich 13,2 Prozent des Ozeans (rund 55 Millionen Quadratkilometer). Ein Großteil dieser ökologisch intakten Gebiete lag auf hoher See – weit entfernt von den übernutzten Küstenräumen.

Dieser Ansatz ist in der Wissenschaft durchaus umstritten, er hat in den zurückliegenden 25 Jahren allerdings entscheidend dazu beigetragen, offenzulegen, in welchem enormen Maß das menschliche Wohlergehen von den Weltmeeren abhängt – und inwieweit es leiden würde, wenn sich der Zustand der Ozeane und Meere verschlechtere. Wie es um die Gesundheit der Meere steht, wird regelmäßig in internationalen Assessments hinterfragt, neben anderen vom Weltklimarat und dem Weltbiodiversitätsrat. Letzterer kommt in seinem aktuellen Artenvielfaltsbericht zu dem Urteil, dass wir Menschen bereits 66 Prozent der marinen Lebensräume maßgeblich verändert haben und die Funktionsvielfalt der Ozeane deshalb schrumpft. Der größte Lebensraum der Welt, einst als riesig und unerschöpflich beschrieben, hat demnach längst seine Belastungsgrenze erreicht.

Die internationale Politik und Meereswirtschaft stehen vor der Herausforderung, neue und vor allem nachhaltige Nutzungskonzepte zu entwickeln.

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Aus: World Ocean Review Nr. 7, 2021, Hamburg.

Die internationale Politik und Meereswirtschaft stehen vor der Herausforderung, neue und vor allem nachhaltige Nutzungskonzepte zu entwickeln. Eine Aufgabe, die derzeit unter anderem unter dem Leitbild der sogenannten Blue Economy angegangen wird. Gleichzeitig hat sich die internationale Meeresforschung vorgenommen, enger zu kooperieren und im Jahrzehnt der Ozeanforschung (2021 bis 2030) ihr Wissen über das Meer und die vielen Datenströme aus dem Meer zusammenzutragen und in zentralen Datenbanken miteinander zu verknüpfen. Ziel ist es, die möglichen Folgen politischer oder wirtschaftlicher Entscheidungen für die Weltmeere künftig schon im Vorfeld besser beurteilen und diskutieren zu können.

Kritiker des Raubbaus am Meer aber fordern eine vollständige Abkehr von den herkömmlichen Arten des Wirtschaftens, hin zu ökologischen Konzepten, damit der Ozean auch in Zukunft noch alle Ansprüche erfüllen kann, welche die Erdenbürger an ihn stellen.

Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der maribus gGmbH.

Der mareverlag gründete 2008 die gemeinnützige Gesellschaft maribus, um die Öffentlichkeit für meeres­wissen­schaftliche Zusam­men­hänge zu sensibilisieren und somit zu einem wirkungs­volleren Meeres­schutz bei­zu­tragen. Kein kommerzieller Gedanke, sondern allein eine möglichst hohe Auf­merk­samkeit für die Belange der Meere sollte im Vordergrund stehen. Der „World Ocean Review“ ist eine einzigartige Publikation über den Zustand unserer Meere und spiegelt den aktuellen Stand der Wissenschaft wider. Alle WOR-Ausgaben können hier kostenfrei bestellt oder als PDF heruntergeladen werden: https://worldoceanreview.com/de/

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