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KolumneKielTeamspirit

KIELER ANKER: Warmer Ort im rauen Kieler Wind
Ein Ort der Ruhe inmitten der rauen See

 

Der Kieler Anker bietet mehr als warme Mahlzeiten. Mit Mittagstischen, sozialen Stadtführungen und Ehrenamt schafft die Einrichtung Halt und Perspektiven. Hier wird Gemeinschaft gelebt, Vorurteile abgebaut und Menschen in prekären Lebenslagen aktiv unterstützt.

Die Luft ist kühl und feucht, während Lukas Lehmann mit einem Lächeln durch die Türen des Kieler Ankers tritt. Hier, in der sozialen Einrichtung, herrscht trotz der Kälte draußen eine einladende Wärme. Es duftet nach frisch gekochtem Eintopf, Stimmen mischen sich mit dem Klappern von Geschirr – ein Ort, der Menschen in schwierigen Lebenslagen nicht nur Mahlzeiten, sondern auch Gemeinschaft bietet.

Der Kieler Anker ist mehr als nur eine Essensausgabe. Es ist ein Zufluchtsort, ein Ort der Begegnung und Unterstützung. In den Küchen der Einrichtung werden täglich rund 100 warme Mahlzeiten ausgegeben. Besonders in der kalten Jahreszeit ist der Andrang groß. Menschen ohne Wohnung, mit geringen finanziellen Mitteln oder Suchtproblemen finden hier für wenig Geld eine vollwertige Mahlzeit. Lehmann, der Leiter des Kieler Ankers, beschreibt die Entwicklung mit einem sorgenvollen Blick: „Gegenüber dem Vorjahr hat sich die Zahl der Gäste verdoppelt, es gibt immer mehr Armut.“

Hände
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„Wer kann, zahlt 5 Euro – damit ermöglichen sie einem anderen Gast eine kostenlose Mahlzeit.“

Lukas Lehmann

Mittagstische: Mehr als nur eine Mahlzeit

Gestern stand Frikassee auf dem Speiseplan, heute gibt es Erbseneintopf und Backkartoffeln. Doch was gekocht wird, hängt stark davon ab, welche Lebensmittelspenden eingehen. Tafeln, Kantinen wie die der Stadtwerke Kiel und private Spender*innen tragen zum täglichen Angebot bei. Trotzdem ist finanzielle Unterstützung essenziell, um flexibel auf Engpässe reagieren zu können.

Ein besonderes Beispiel ist der Mittagstisch Gaarden, der älteste Kieler Mittagstisch, der vor fast 30 Jahren startete. Mit rund 10.000 ausgegebenen Mahlzeiten pro Jahr geht es hier nicht nur um Sättigung. Für Rentner*innen mit geringem Einkommen und Menschen aus der Straßen- und Wohnungslosenszene bedeutet ein gemeinsames Essen mehr: Gesellschaft, Austausch, vielleicht auch ein wenig Normalität. „Wer kann, zahlt 5 Euro – damit ermöglichen sie einem anderen Gast eine kostenlose Mahlzeit“, erklärt Lehmann.

Küche

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„In Kiel leben rund 5.000 Wohnungslose, die nicht immer auf der Straße, aber prekär leben. Kurzfristig lässt sich das nicht allein von staatlicher Seite lösen. Deshalb brauchen wir Unterstützung von Unternehmen, Privatpersonen und jedem, der helfen möchte.“

Lukas Lehmann

Frau in Küche
Mann in Küche
Menschen in Küche
Mann in Küche
Lukas Lehmann

Lukas Lehmann

… gestaltet soziale Arbeit mit internationaler Erfahrung, humanitärem Engagement und dem Blick für nachhaltige Veränderung.

Soziale Straßenführungen: Stadtgeschichten, die bewegen

Die Stadt Kiel aus einer anderen Perspektive erleben – das ermöglichen die "Kieler Ankerplätze"-Touren. Dabei führen Menschen, die selbst von Wohnungslosigkeit oder Suchterfahrungen betroffen waren, Gruppen durch die Stadt. Sie erzählen von Orten, die in keinem Reiseführer stehen, von Szenetreffs, von ihren eigenen Erfahrungen.

„Wenn es zur Platte und zu Szenetreffs geht, kommen Menschen ins Gespräch“, sagt Lukas Lehmann. Diese Touren schaffen nicht nur Bewusstsein für soziale Themen, sondern bauen auch Vorurteile ab. Sie Touren machen erfahrbar, dass Armut viele Gesichter hat und nicht immer sichtbar ist. Gleichzeitig entstehen Begegnungen auf Augenhöhe, bei denen Fragen gestellt und Perspektiven ausgetauscht werden können.

Straßenführung

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Ehrenamt: Gemeinsam Gutes tun

Der Kieler Anker lebt von der Unterstützung durch engagierte Menschen. Ob in der Küche, bei der Essensausgabe oder als Guide bei den Stadtführungen – jede helfende Hand zählt. „Die Apothekerin im Ruhestand engagiert sich bei uns ebenso wie Menschen, die selbst in prekären Lebenslagen sind oder waren“, erzählt Lehmann stolz.

Die Ehrenamtlichen bringen ihre eigenen Erfahrungen, Fähigkeiten und Geschichten mit ein und bereichern so die Arbeit des Kieler Ankers auf besondere Weise. Viele von ihnen schätzen es, in einem Umfeld auf Augenhöhe zu arbeiten und Teil eines wertschätzenden Netzwerks zu sein. Diese Arbeit ist nicht nur ein Geben, sondern auch ein Nehmen – ein Raum für Austausch, Anerkennung und neue Perspektiven.

Oft ist das Ehrenamt im Kieler Anker ein erster Schritt zurück in die Berufswelt. Nicht selten übernehmen Helfende später hauptamtliche Positionen – eine Chance für viele, die auf dem regulären Arbeitsmarkt schwer Fuß fassen können. So wird aus Unterstützung eine echte Perspektive.

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Ein Netzwerk, das Leben verändert

Neben den Mahlzeiten bietet der Kieler Anker auch Sozialdienst, Treuhandverwaltung und Trinkräume. Diese Treffpunkte sind Alternativen zu öffentlichen Plätzen – ein Ort, an dem Gäste Zeitung lesen, Computer nutzen oder einfach nur reden können.

„In Kiel leben rund 5.000 Wohnungslose, die nicht immer auf der Straße, aber prekär leben“, sagt Lehmann. „Kurzfristig lässt sich das nicht allein von staatlicher Seite lösen. Deshalb brauchen wir Unterstützung von Unternehmen, Privatpersonen und jedem, der helfen möchte.“

Jede Spende hilft, dass der Kieler Anker weiterhin flexibel auf die Bedürfnisse der Menschen reagieren kann – sei es durch warme Mahlzeiten, Beratung oder neue soziale Projekte. Unterstützen Sie uns dabei, Halt zu geben und Perspektiven zu schaffen!

Kieler Anker Logo

Lukas Lehmann prägt soziale Arbeit mit internationaler Erfahrung, humanitärem Engagement und nachhaltiger Veränderung. Er begann als Reserveoffizier der Bundeswehr, studierte in England und Schottland und sammelte in Nordafrika Erfahrungen. In der Leitung innovativer Projekte in der Jugend- und Quartiersarbeit festigte er seine Führungskompetenz. Seit 2017 leitet er in seiner Heimatstadt Kiel zuerst den HEMPELS e.V. und seit 2021 die Kieler Anker gGmbH.

lukas.lehmann (at) kieler-anker.de

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