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IHK Schleswig-Holstein
Wechselwirkungen zwischen Meerestechnik und Segelsport

 

Die Meerestechnik und der Segelsport bilden zwei Bereiche der maritimen Welt, die auf den ersten Blick sehr unterschiedlich erscheinen. Während die Meerestechnik sich primär mit Themen wie marinen Bioressourcen, maritimer Energiegewinnung, Sensorik und dem Küsten- und Meeresschutz befasst, steht der Segelsport für Freizeit, Windkraftnutzung und traditionelles Handwerk. Doch bei genauerem Hinsehen zeigt sich: Beide Disziplinen profitieren zunehmend voneinander. Die eine liefert Technologien und Daten, die andere testet unter realen Bedingungen, setzt Impulse für Nachhaltigkeit und beschleunigt Materialinnovationen.

Moderne Segelyachten sind schwimmende Hightech-Plattformen. Sensorik, Datenanalyse, Wettermodellierung und Energieversorgung auf Segelbooten bieten vielfältige Schnittstellen zur Meerestechnik:

• Sensorik und Navigation: Systeme zur Echtzeitmessung von Strömungen, Wind, Wassertiefe und Position finden sowohl in der ozeanografischen Forschung als auch im Hochleistungssegeln Anwendung.

• Energieautarkie: Der Segelsport testet Solarpanels, Windgeneratoren und moderne Batteriesysteme, die auch auf Messbojen oder autonomen Unterwasserfahrzeugen eingesetzt werden können.

• Materialtests: Neue Verbundwerkstoffe und Beschichtungen werden auf Segelbooten unter extremen Bedingungen getestet, bevor sie in Offshore-Anlagen oder Unterwasserrobotik Einzug halten.

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Umgekehrt kann der Segelsport stark von Entwicklungen in der Meerestechnik profitieren:

• Präzise Wetter- und Strömungsdaten: Forschungseinrichtungen liefern hochauflösende Modelle, die für die Törns und Sicherheit von Seglerinnen/Seglern nutzbar gemacht werden.

• Kommunikationssysteme: Satellitengestützte Datenübertragung, wie sie in der Offshore-Industrie verwendet wird, findet Eingang in den Langstreckensegelsport.

• Robotik und Automatisierung: Autonome Assistenzsysteme, etwa zur Kurskorrektur oder Schadensdiagnose, könnten künftig auch im Freizeitbereich zum Einsatz kommen.

In Schleswig-Holstein, einem Zentrum maritimer Forschung und Segelkultur, entstehen vermehrt Projekte an der Schnittstelle beider Disziplinen:

• GEOMAR und Ocean School Kiel: Hier treffen Forschung und Praxis aufeinander. Segelschiffe werden als Plattform für Bildung und mobile Messkampagnen genutzt.

• CAPTN-Initiative: Das Kieler Projekt zur autonomen Schifffahrt bringt Kompetenzen aus Elektromobilität, Digitalisierung und Navigation zusammen – mit Potenzial für Anwendungen im Segelbereich.

• Start-ups im maritimen Sektor: Junge Unternehmen entwickeln zum Beispiel tragbare Sensoren für Yachten, intelligente Routenplaner oder Apps zur Umweltüberwachung, die sowohl Freizeit- als auch Forschungsschiffen nutzen.

 

Ein besonders verbindendes Thema ist die Nachhaltigkeit. Sowohl Meerestechnik als auch Segelsport streben an, immer umweltfreundlicher zu werden und ihren Beitrag zum Schutz der Meere zu leisten. Gemeinsame Entwicklungen sind u. a.:

• Biobasierte Materialien für Bootshüllen und Messplattformen.

• Vermeidung von Mikroplastik durch neue Antifouling-Systeme.

• Umweltmonitoring durch bürgerwissenschaftliche Segelprojekte.

Durch den offenen Austausch über Anwendungsfelder und Anforderungen entsteht eine Innovationsdynamik, von der beide Seiten profitieren.

Segeln und Meerestechnik sind keine getrennten Welten, sondern vielfach vernetzt. Die Leichtigkeit und Innovationsfreude des Segelsports trifft auf die Tiefe und Komplexität der Meerestechnik. Schleswig-Holstein mit seiner starken Forschungslandschaft, seinen Bootswerften, Hochschulen und der lebendigen Segelkultur bietet ideale Voraussetzungen für diese Symbiose. Ob auf einem autonom fahrenden Forschungskatamaran oder einer emissionsfreien Yacht – die Zukunft auf dem Wasser ist interdisziplinär, datengetrieben und nachhaltiger denn je.

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