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IHK Schleswig-Holstein
Maritime Weiterbildung: Zukunft gestalten
Auch die maritime Wirtschaft steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Digitalisierung, Nachhaltigkeit, neue Antriebstechnologien, internationale Konkurrenz und sich verändernde regulatorische Rahmenbedingungen erfordern eine kontinuierliche Qualifizierung der Fachkräfte. Weiterbildung wird damit zum Schlüsselfaktor für Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft.
Die maritime Wirtschaft ist vielschichtig: Sie umfasst Handelsschifffahrt, Hafenwirtschaft, Schiffbau, Offshore-Energie, Fischerei, Tourismus und vieles mehr. Allen Bereichen gemeinsam ist die wachsende Notwendigkeit zur Weiterbildung. Dazu gehören vor allem die folgenden Themenfelder:
• Digitale Technologien: Der Einsatz von Automatisierung, Sensorik, KI und datenbasierter Entscheidungsfindung erfordert neue Kompetenzen. Nautisches Personal, Ingenieurinnen/Ingenieure und Betriebsleitungen müssen sich mit digitalen Steuerungssystemen, IT-Sicherheit und Prozessdigitalisierung auseinandersetzen.
• Nachhaltigkeit und Umweltschutz: Regulierungen wie die IMO-Vorgaben zur Emissionsreduktion oder neue Recyclingstandards für Schiffe machen Wissen zu alternativen Antrieben, Umweltmanagement und Kreislaufwirtschaft notwendig.
• Internationale Standards und Compliance: Internationale Zertifizierungen, Arbeitsrecht auf See und Sicherheitsvorschriften (z. B. SOLAS, STCW) müssen laufend aktualisiert und in der Praxis angewendet werden.
• Fachlich-technische Spezialisierung: Gerade im Schiff- und Maschinenbau braucht es ständige Weiterbildung bei neuen Werkstoffen, Robotik, Additiver Fertigung (3D-Druck) und modularer Konstruktion.
• Führung und interkulturelle Kompetenz: Die maritime Wirtschaft ist international. Kommunikation, Projektmanagement und Führung auf multikulturellen Schiffen und in global agierenden Unternehmen sind essenziell.
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Eine besondere Branche in Schleswig-Holstein, einer Region mit vielen Marinas, Sportbooten und Touristen, sind die Bootsbauer.
• Bootsbau: Der moderne Bootsbau verlangt Kenntnisse in Leichtbau, nachhaltigen Materialien (z. B. bio-basierte Verbundstoffe), digitalem Design (CAD/CAM) und Produktionsautomatisierung. Weiterbildungen müssen sich an diese Entwicklungen anpassen. Auch handwerklich geprägte Bootsbauerinnen/Bootsbauer brauchen Zugang zu modularen Fortbildungen, um technologisch Schritt zu halten.
• Segelsport und Ausbildung: Im Segelsport ist die Qualität der Ausbilderinnen/Ausbilder entscheidend. Segelschulen, Trainerinnen/Trainer und Skipper müssen nicht nur über praktische Erfahrung verfügen, sondern auch pädagogische und sicherheitstechnische Schulungen absolvieren. Neue Themen wie Inklusion im Sport, digitale Lernhilfen oder nachhaltige Bootsbenutzung sind in der Ausbildung zunehmend gefragt.
• Yacht- und Freizeitbranche: Der Wassersportsektor boomt. Das führt zu einer steigenden Nachfrage nach qualifiziertem Personal im Bereich Charterbetrieb, Yachthandel, Service und Technik. Hier sind spezifische Fortbildungen im Kundenmanagement, in der Technik (z. B. Elektrik, Solaranlagen an Bord) und in nautischen Kompetenzen notwendig.
Die maritime Weiterbildung ist aktuell vielfach projekt- oder unternehmensbezogen organisiert. Es fehlt jedoch an flächendeckenden, modularen und zugänglichen Angeboten. Besonders kleine und mittelständische Betriebe können nur schwer eigene Weiterbildungsstrukturen finanzieren.
Gefragt sind daher:
• Regionale Kompetenzzentren, z. B. an Fachhochschulen oder Berufsakademien, die gezielte Kurse für maritime Berufe anbieten.
• Digitale Lernplattformen, die orts- und zeitunabhängiges Lernen ermöglichen.
• Zertifizierte Kurzlehrgänge, die auch neben dem Beruf absolvierbar sind.
• Branchenspezifische Netzwerke, die Bedarfe erfassen, Austausch fördern und Weiterbildung strategisch planen.
Die maritime Wirtschaft braucht ein modernes, flexibles Weiterbildungssystem, das Fachkräfte bei der Bewältigung technologischer, ökologischer und organisatorischer Herausforderungen unterstützt. Eine zukunftsfähige maritime Weiterbildung ist nicht nur eine Investition in wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit, sondern auch in die maritime Identität und Innovationskraft der Region.
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