ATLAS DER ABGELEGENEN INSELN
Possession-Insel
Crozetinseln (Frankreich)
Indischer Ozean
46° 24’ S | 51° 45’ O
FRANZÖSISCH Île de la Possession [›Besitz-Insel‹],
ursprünglich Île de la Prise de la Possession [›Insel der Inbesitznahme‹]
150 km2 | 25–50 Bewohner
IM JAHRE 1962 benennen die Franzosen der ersten Mission das nördlichste Bergmassiv nach dem größten Wunschmaschinisten, den ihre Nation hervorgebracht hat. Nun tragen ein schroffer Höhenzug auf der Insel des Besitzes und ein Krater auf der Rückseite des Mondes den Namen Jules Vernes – zwei Pole, die er auf seinen außergewöhnlichen Reisen mühelos erreicht. Der Zukunftsnostalgiker und Vergangenheitsprophet verdichtet Vor- und Nachzeit, Nähe und Ferne zu Räumen, die in patenten Maschinen zu durchfahren sind, so gut gepolstert wie die Geschichten, die Verne erzählt. // Seine Romane ersetzen den Weltausstellungsbesuch, sind ein Naturalienkabinett möglicher Abenteuer, auf Technologiehochglanz poliert, Tagträume für den Hausgebrauch, Atlanten für Daheimgebliebene.// Seine Helden sind Jungs und Junggesellen, die den Geheimnissen der Welt mit Konversationslexikawissen beizukommen versuchen, ein Leben lang auf Reisen, Dr. Samuel Fergusson, der behauptet: Ich verfolge nicht meinen Weg. Mein Weg verfolgt mich, und Kapitän Nemo, der Liebhaber des Meeres. // Sowohl die maßlose Neugier als auch das Bedürfnis nach Sicherheit wird befriedigt, bei den Reisen zum Mond, zum Mittelpunkt der Erde, in die Unterwelt. Ein paar Kilometer südlich vom Monts Jules Verne führt ein Fluss namens Styx vom Verlorenen See ins weite Meer, das sich bis zur Antarktis erstreckt. // Dieser Archipel ist abgelegen, kahl und so schwer zu erreichen, dass man meinen möchte, Schiffbruch sei der einzige Weg, hierher zu gelangen, zu den versprengten Felsen aus Basalt in der ewigen Drift der Westwinde, die die Schiffe von Afrika nach Australien schiebt und sie immer wieder an den rissigen Klippen dieser Inseln zerschellen lässt. // Aber Jules Vernes geheimnisvolle Insel liegt weit weg, irgendwo im Pazifischen Ozean – und dies hier ist kein Ort für Robinsonaden.
Mit freundlicher Genehmigung von Judith Schalansky und mareverlag, ©2009 mareverlag, Hamburg; ISBN 978-3-86648-683-6
~~~
Die Crews an Bord der Rennyachten des Ocean Race rauschen an den entlegensten Inseln der Welt vorbei, ohne sie je zu betreten. Ob sie gerne einmal dort anlanden würden?
Mit ihrem „Atlas der abgelegenen Inseln“ entführt uns Judith Schalansky zu Inseln „auf denen ich nie war und niemals sein werde“. Die Autorin erzählt die absurd-abgründigen Geschichten dieser Eilande, wie sie nur die Wirklichkeit sich auszudenken vermag.
Judith Schalansky hat mehrere ihrer Bücher selbst gestaltet und dafür Designpreise erhalten. So wurde sowohl ihr „Atlas der abgelegenen Inseln“ als auch „Der Hals der Giraffe“ mit dem 1. Preis der Stiftung Buchkunst bedacht. 2021 stand ihr Buch „Verzeichnis einiger Verluste“ auf der Longlist für den International Booker Prize sowie auf der Longlist für den National Book Award. Judith Schalanskys Bücher sind in mehr als 25 Sprachen übersetzt.
© mareverlag, Hamburg
Artikelrechte erwerben