© Jan Kieckbusch
MEKUN: Schutz der Meere
Vogelvielfalt an Nord- und Ostsee: Nutzung, Schutz und Herausforderungen
An der Küste gibt’s nur Möwen, die gerne Fischbrötchen klauen? Aber nein! Die Wasserflächen sind Lebensraum für viele See- und Küstenvogelarten. Hinzu kommt das einzigartige Wattenmeer, das vor allem für viele (durch Watt und Wasser watende) Watvogelarten als Brutgebiet und Drehscheibe des internationalen Vogelzuges wichtig ist.
Egal zu welcher Jahreszeit: Hier ist immer was los. Während der Brutzeit suchen viele Arten, die an den angrenzenden Küsten brüten, im Meer nach Nahrung für ihre Jungvögel. Auf der offenen Nordsee sind dies vor allem mehrere tausend Trottellummen, Dreizehenmöwen und Basstölpel sowie Tordalken und Eissturmvögel, die auf dem berühmten Brutfelsen Helgoland brüten – ein einzigartiges Schauspiel! Diese Hochseevögel erbeuten im Sturzflug, nahe der Wasseroberfläche, oder tauchend vor allem Fische. Aber auch Seeschwalben und Möwen fliegen auf der Suche nach Nahrung von ihren Brutplätzen auf den Halligen und Sänden bis weit auf die Nordsee. Außerhalb der Brutzeit sind auf der Nordsee Arten zu finden, die in Skandinavien oder in der Arktis brüten und das offene Meer als Rast-, Überwinterungsgebiet sowie für den als Mauser bezeichneten jährlichen Federwechsel nutzen. Dazu gehören die Seetaucher (Stern- und Prachttaucher), die sich ebenfalls von Fischen ernähren oder die Trauerenten, die nach Muscheln tauchen. Da einige Arten eine hohe Fluchtdistanz gegenüber Schiffen und vertikalen Strukturen aufweisen, kommt es durch den starken Ausbau von Offshore-Windenergieparks zu einer Einengung ihres Lebensraums auf dem offenen Meer.
Die Ostsee hat vor allem im Winterhalbjahr eine große Bedeutung für Meeresenten, die aus ihren nördlichen Brutgebieten die eisfreien Bereiche in der westlichen Ostsee aufsuchen. Die häufigsten Arten in Schleswig-Holstein sind die Eiderente, die Trauerente sowie die Eisente, die sich alle drei tauchend von Muscheln ernähren. Gerade bei den harschen Witterungsbedingungen in den Wintermonaten ist es für das Überleben dieser Vögel entscheidend, dass sie ungestörte und nahrungsreiche Flachgründe und Küstengewässer vorfinden. Es sind vor allem Boote und der mittlerweile ganzjährigen betriebene Wassersport (vor allem Kiten, Surfen, Wingfoilen), die die Vögel stören, dazu können tauchende Wasservögel in Fischernetzen ertrinken. Die wichtigsten Rastgebiete sind bereits als Europäische Vogelschutzgebiete ausgewiesen.
Um die Vögel stärker zu schützen, werden in Schleswig-Holstein zurzeit drei zusätzliche Wasserflächen als Naturschutzgebiete ausgewiesen.
Die Brutbestände mehrerer im Wattenmeer brütender Vogelarten sind von internationaler Bedeutung.
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The Ocean Race Europe 2025
© Christian Wiedemann / LKN.SH
Der Austernfischer ist mit seinem schwarz-weißen Gefieder und orange-roten Schnabel einer der auffälligsten und auch bekanntesten Wattenmeervögel
Weltnaturerbe Wattenmeer
Das zweimal täglich trockenfallende Wattenmeer hat eine herausragende Rolle als Brut-, Mauser- und Rastgebiet für Küstenvögel. Die Brutbestände mehrerer im Wattenmeer brütender Vogelarten sind von internationaler Bedeutung. Umso alarmierender sind abnehmende Bestände einiger Arten wie Sandregenpfeifer, Kampfläufer oder auch Austernfischer, wie das langjährige Brutbestandsmonitoring ergeben hat. Sie werden von Prädatoren wie Füchsen gejagt, dazu werden durch den Klimawandel ihre Brutgebiete immer häufiger überflutet – dies sind jedoch nur einige Gründe. Zur Ursachenermittlung und für ein verbessertes Management läuft an der Nationalparkverwaltung aktuell das Projekt „Dauertelemetrie von Austernfischerküken“. Ein kleiner Radiosender auf den Küken hilft, die Bewegungsmuster der Tiere in den ersten Tagen zu verfolgen und Informationen zu sammeln, unter welchen Umständen es zu Verlusten kommt.
Nach der Brutzeit schließt sich die Mauser an. Insbesondere für die Brandgans ist das Wattenmeer essentiell. Etwa drei Viertel der Brandgänse Nordwesteuropas versammeln sich ab Anfang Juli im südlichen Dithmarscher Wattenmeer zur Mauser. In dieser Zeit sind sie für etwa zwei Wochen flugunfähig. Störungen sind in dieser Zeit für die Tiere fatal.
© Klaus Wernicke / LKN.SH
Im Frühjahr und Herbst rasten jeweils etwa 10 Mio. Zugvögel im Wattenmeer
Nach der Brutzeit schließt sich die Mauser an. Insbesondere für die Brandgans ist das Wattenmeer essentiell. Etwa drei Viertel der Brandgänse Nordwesteuropas versammeln sich ab Anfang Juli im südlichen Dithmarscher Wattenmeer zur Mauser. In dieser Zeit sind sie für etwa zwei Wochen flugunfähig. Störungen sind in dieser Zeit für die Tiere fatal.
Weitere Informationen zum Ostseeschutz auf der Seite schleswig-holstein.de - Ostseeschutz.SH
Informationen zum Seevogelmonitoring: Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) (dda-web.de) und zur Wasservogelzählung Monitoring rastender Wasservögel — OAGSH
Informationen zu den Vogelarten und zum Vogelzug im Wattenmeer: Vögel - Nationalpark Wattenmeer (nationalpark-wattenmeer.de),
Video zum Ostatlantische Zugweg von der Wadden Sea Flyway Initiative https://youtu.be/4vmpJPziBiE
Informationen zum Austernfischer: „Dauertelemetrie von Austernfischerküken“
Das Wattenmeer als Drehscheibe des Vogelzuges
In jedem Herbst und jedem Frühjahr rasten etwa 10 Millionen Zugvögel im Wattenmeer vor der deutschen, niederländischen und dänischen Nordseeküste. Die Entwicklung der Rastbestände wird seit über 30 Jahren standardisiert beobachtet. Die typischen Zugvögel des Wattenmeeres brüten in der Regel in den Tundren der Arktis, im Norden Europas, Asiens oder gar Amerikas. Auf dem Weg in die Winterquartiere, die oft im westlichen Afrika liegen, legen mehrere dieser Arten eine einzige Rast ein ‒ und zwar im Wattenmeer. Deshalb bezeichnet man das Wattenmeer auch als Drehscheibe des Ostatlantischen Vogelzuges.
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Viele Vögel nutzen ihre Rast im Wattenmeer mit seinem großen Nahrungsreichtum, um hier ihre Energiereserven für die Weiterreise wieder aufzufüllen. Ohne diesen Zwischenstopp sind viele Vogelpopulationen nicht in der Lage, ihren Zugweg zu bewältigen. Allein dieser Umstand macht die buchstäblich weltumspannende Bedeutung des Wattenmeeres deutlich und unterstreicht, wie berechtigt seine Aufnahme in die UNESCO-Liste des Welterbes ist. Damit verbunden ist die weltweite Verantwortung, die der Nationalpark für Zugvögel des Ostatlantischen Zugweges hat.
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