© Pedro Martinez

ReportagePartnerMeeresschutz

MEKUN: Schutz der Meere
Riffe in Nordsee und Ostsee – Hotspots der marinen Artenvielfalt

 

Beim Wort „Riff“ denken viele wahrscheinlich an tropische Korallenriffe. Die gibt es hier zwar nicht, aber auch die Unterwasserwelt vor unserer Küste hält manche Überraschung bereit! Denn der Meeresboden ist keine langweilige Sandwüste, sondern ein Mosaik von Lebensräumen wie Seegraswiesen, Algenwäldern – und Riffen.

Der Wert der Riffe

 

Riffe sind wertvolle Ökosysteme. Grundlage sind Hartsubstrate wie Steine oder lebende Organismen wie z.B. Muscheln. Sie bieten zahlreichen Meeresbewohnern Schutz und Nahrung, verbessern die Wasserqualität, indem sie Nährstoffe und Schadstoffe filtern und bremsen Wellen, was die Küsten vor Erosion schützt. Der Schutz von Riffen ist entscheidend für den Erhalt der Artenvielfalt in den Küstengewässern Schleswig-Holsteins. Diese Lebensräume werden im Wattenmeer durch die Nationalparkverwaltung und in der Nordsee rund um Helgoland sowie in der Ostsee durch das Landesamt für Umwelt regelmäßig kartiert, beprobt und bewertet.

Unterwegs in der Nordsee

 

Warten auf die nächste Probe – ein Team der Nationalparkverwaltung ist zusammen mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unterwegs im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Ein Netz von Stationen in verschiedenen Lebensräumen wird zweimal im Jahr beprobt.

Highlight jeder Kampagne ist die Beprobung der Riffe – die Hotspots der Artenvielfalt im Wattenmeer. Eines der größten sogenannten geogenen Riffe gibt es im Hörnum Tief, einem Tidebecken zwischen Sylt, Amrum und Föhr.

Insgesamt wurden bereits 230 Arten von Wirbellosen gefunden, von denen fast die Hälfte auf festen Untergrund angewiesen ist.

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Seesterne

© Wolf Wichmann

Tiere ohne Rückgrat – die Wirbellosenfauna

 

Das Hörnum Tief stellt eines der artenreichsten Gebiete der Unterwasserwelt des Nationalparks dar. Untersucht werden die tierischen Bewohner (Fauna) der Sandlücken, die Wirbellosen- und die Fischfauna. Insgesamt wurden bereits 230 Arten von Wirbellosen gefunden, von denen fast die Hälfte auf festen Untergrund angewiesen ist. Dazu gehören beispielsweise Moostierchen, Manteltiere, Schwämme, Asselspinnen, Nacktschnecken, Stachelhäuter, Kelchwürmer und Blumentiere.

Miesmuscheln

© Uli Kunz

Biogenes und geogenes Riff erklärt

Ein Riff, das durch lebende Organismen aufgebaut wird, nennt man biogenes Riff. Hier denken die meisten Menschen an farbenprächtige Korallenriffe in den Tropen. Riffbildner gibt es aber auch in der deutschen Nordsee und Ostsee. Hier bilden zum Beispiel Miesmuscheln, Austern oder die Sandkoralle (ein röhrenbauender Wurm) biogene Strukturen. Im Gegensatz dazu spricht man von geogenen Riffen, wenn diese aus Steinen und/oder Blöcken aufgebaut sind.

Artikel zum Hörnum Tief

Die ganz Kleinen und die Großen

 

Auch die Fischfauna ist mit 43 verschiedenen gefundenen Arten sehr artenreich. Insbesondere in den steinigen und schilligen Bereichen (Schill = ganze oder zerbrochene Schalen oder Gehäuse von Muscheln, Schnecken und anderen Tieren) des Hörnum Tiefs finden Steinpicker und Seeskorpion bevorzugte Laichuntergründe. Hier heften die Weibchen ihre Eier an Schill oder Steine. Aber auch die Untersuchung der ganz Kleinen bringt spannende Erkenntnisse. Versteckt zwischen den Sandkörnern weiß man von der Sandlückenfauna im Wattenmeer so gut wie nichts. Bereits vier neue Arten wurden bei den Untersuchungskampagnen im Nationalpark gefunden und werden nun weiter untersucht.

Unvermutete Entdeckungen

 

Begeistert waren die Mitarbeitenden bei der Beprobung, als sie unvermutet unmarkierte Europäische Hummer entdeckten – die also nicht aus der Aufzuchtstation Helgoland stammten. Gibt es im Nationalpark eine eigene Hummerpopulation, die sich in den wenigen Riffen versteckt? Die Neugier war geweckt und so entstand ein eigenes Projekt, um diese Frage zu untersuchen: HUSAWA – Dem Hummer auf der Spur.[1]

HUSAWA-Projekt: Dem Hummer auf der Spur - Nationalpark Wattenmeer

Riffe der Ostsee

 

Auch in den Küstengewässern der schleswig-holsteinischen Ostsee gibt es Riffe. Hierbei handelt es sich überwiegend um ausgedehnte Stein- und Blockfelder, die Siedlungsgrund und Lebensraum für eine Vielzahl von Organismen bilden.

Doch leider sind es im Vergleich zu früher nur noch wenige Riffe. Denn bis in die 1970er Jahre wurde in der Ostsee die sogenannte Steinfischerei betrieben. Nach Schätzungen wurden alleine in der schleswig-holsteinischen Ostsee etwa 3,5 Mio. Tonnen Steine für Bauvorhaben entnommen. Das entspricht mit ca. 5,6 km² einer Fläche von mehr als 780 Fußballfeldern, die nun als Lebensraum und Untergrund z.B. für Großalgen fehlen, die Steine benötigen, um sich gegen die Strömung zu verankern.

Das Land ist bestrebt im Rahmen von Kompensationsmaßnahmen diesen ökologisch einzigartigen Lebensraum in unseren Küstengewässern wiederherzustellen und langfristig zu schützen. Zum Einen wird dafür ein aufwändiges Monitoringprogramm durchgeführt. Zum Anderen weist das Land Schleswig-Holstein im Rahmen des Aktionsplan Ostseeschutz 2030[1] derzeit drei marine Naturschutzgebiete im Bereich von Riffvorkommen aus.

schleswig-holstein.de - Ostseeschutz.SH