© Sabine Rübensaat, Bauernzeitung
BIOLAND
Klares Wasser, klare Haltung – ein Bioland-Betrieb mit Weitblick!
Grundwasser schützen, Landbewirtschaftung neu denken: Die Wassergut Canitz GmbH im mittleren Muldental zeigt, wie ökologischer Landbau aktiv zur Trinkwassersicherung beiträgt – mit vielfältigen Fruchtfolgen, tierwohlgerechter Haltung und einem klaren Fokus auf Vorsorge (bezüglich der Grundwasserqualität) statt Nachbehandlung.
Ökologische Landwirtschaft mit Wirkung
Seit 1992 bewirtschaftet die Wassergut Canitz GmbH (WGC), ein Tochterunternehmen der Leipziger Wasserwerke, rund 880 Hektar Acker- und Grünland in den Trinkwasserschutzgebieten in der Nähe von Leipzig – vollständig nach den Prinzipien des ökologischen Landbaus. Ziel ist es, die Belastung des Grundwassers durch eine angepasste nachhaltige Landbewirtschaftung dauerhaft zu senken und auf einem niedrigen Niveau zu stabilisieren.
Der Betrieb ist nicht nur bio-zertifiziert. Seit 2004 ist er auch Bioland-Mitglied. Mit den Lebensgrundlagen Luft, Wasser und Boden schonend umzugehen, ist ein zentrales Ziel von Bioland. So wird konsequent auf chemisch-synthetische Dünger und Pflanzenschutzmittel verzichtet. Das schützt das Grundwasser. Stattdessen setzt der Betrieb auf humusmehrende Pflanzen, vielfältige Fruchtfolgen, Zwischenfrüchte und eine bodenschonende Bewirtschaftung. Diese Maßnahmen verbessern die Bodenstruktur, erhöhen die Wasserspeicherfähigkeit und tragen messbar zum Schutz der darunterliegenden Trinkwasserressourcen bei.
Dr. Bernhard Wagner
Tierhaltung als Teil des geschlossenen Kreislaufs
Von Mai bis Oktober grasen rund 80 Mutterkühe und deren Nachzucht auf artenreichen Grünland. Im Winter werden sie in offenen Ställen mit Tiefstreu gehalten. Das Futter stammt ausschließlich vom eigenen Betrieb. Durch die organische Düngung mit dem selbst erzeugten Stalldung sowie diverse Gründüngungspflanzen wird der Boden nachhaltig versorgt, ganz ohne externe mineralische Nährstoffe.
Mit dieser Haltungsform wird der Betrieb nicht nur dem Tierwohl in hohem Maße gerecht, auch auf den sensiblen Weiden, die zu 100% in einem Natura2000 Gebiet und in einem Europäischen Vogelschutzgebiet liegen, wird zum Erhalt und zur Förderung der biologischen Vielfalt beigetragen. Wie alle Bioland-Höfe schützt der Betrieb damit die Artenvielfalt, eine stützende Säule unserer Ökosysteme.
Wasser schützen – mit wasserschutzorientierten ökologischen Landbau
Das Besondere an der Arbeit der WGC ist die konsequente Ausrichtung auf den Grundwasserschutz. Die Betriebsflächen liegen vollständig in den Trinkwasserschutzgebieten Canitz/Thallwitz und Naunhof. Diese Gebiete sind besonders sensibel. Das Wasser, das hier versickert, fließt später aus den Wasserhähnen der Stadt Leipzig und deren Umland. Ca. 700.000 Menschen genießen jeden Tag diese kostbare Nass.
Dank des am Wasserschutz orientierten ökologischen Landbaus sind die Nitratwerte im Grundwasser deutlich gesunken – ein Erfolg, der nicht durch technische Aufbereitung, sondern durch das landwirtschaftliche Vorsorgeprinzip erzielt wurde. Die WGC steht damit für ein Modell, das Vorsorge und Nachhaltigkeit in der Praxis vereint.
Beispiel aus der Praxis: Öko-Feldtage 2025
Wie wichtig die Verbindung von Landwirtschaft und Wasserschutz ist, zeigte sich auch im Juni 2025, als die Wassergut Canitz GmbH Veranstaltungsort der bundesweiten Öko-Feldtage war. Mit dem Leitthema „Wasser in der Landwirtschaft“ stand genau das im Mittelpunkt, was den Betrieb seit Jahrzehnten auszeichnet: eine ökologisch orientierte Bewirtschaftung, die das Grundwasser schützt – nicht als Nebeneffekt, sondern als Ziel.
In Führungen und Fachgesprächen konnten Besucher erleben, wie vielfältige Fruchtfolgen, Zwischenfrüchte, bodenschonende Technik, eine angepasste Tierhaltung und strukturreiche Landschaftselemente direkt zur Sicherung der Trinkwasserqualität beitragen. Die Felder des Betriebs wurden zur Lernfläche für all jene, die Landwirtschaft als Teil der Lösung verstehen – für regionale Versorgung, Artenvielfalt und sauberes Wasser.
Wasserqualität ist kein Zufall – sondern Ergebnis landwirtschaftlicher Entscheidungen
Die Arbeit der Wassergut Canitz GmbH in Kooperation mit dem Wasserversorger zeigt: Landwirtschaft kann mehr als nur Nahrungsmittel erzeugen. Sie kann Böden pflegen, Arten schützen und zur Stabilisierung und Verbesserung der Grund- und Oberflächengewässerqualität beitragen. Ein Betrieb, der Verantwortung übernimmt – Tag für Tag, Feld für Feld.
Weitere Informationen:
https://oeko-feldtage.de/
https://www.l.de/wasserwerke/verantwortung/wassergut-canitz/
Dr. Bernhard Wagner
Nach dem Wehrersatzdienst folgte (1998 – 2003) das Studium der Agrarwissenschaften an der Martin-Luther-Universität Halle – Wittenberg. Von 2004 bis 2011 war ich als wissenschaftlicher Mitarbeiter (Assistent ab 2007) am Lehrstuhl für allgemeinen Pflanzenbau / Ökologischen Landbau unter der Leitung von Herrn Prof. Christen tätig. In dieser Zeit erfolgte die Promotion. Parallel dazu war ich von 2006 bis 2011 Geschäftsführer am Institut für Nachhaltige Landbewirtschaftung e.V. (INL e.V. Halle/ Saale), und von 2009 bis 2011 Prokurist und Initiator der Gründung der INL GmbH (Privates Institut für Nachhaltige Land-bewirtschaftung GmbH) wofür wir 2010 den IQ Innovationspreis Halle / Sonderpreis UNIVATIONS erhalten haben. Von 2013 bis 2015 war ich zunächst Assistent und später Geschäftsführer in einem größeren Agrarunternehmen in Sachsen-Anhalt.
Seit 2015 bin ich Geschäftsführ der Wassergut Canitz GmbH (880 ha, bio-zertifizierter Bioland-Betrieb seit 1992, seit 2024 zusätzlich Naturland e.V.) – einem Tochterunternehmen der Leipziger Wasserwerke und Austragungsort der bundesweiten „Öko-Feldtage 2025“.
Ich bin 46 Jahre, verheiratet und habe einen Sohn. Aufgewachsen bin ich auf einem Hof im Erzgebirge in einem Trinkwasserschutzgebiet.
Gremienarbeit
• seit 2022: Vorstandsmitglied des FiBL Deutschland e.V.
• seit 2022: Fachbeirat Öko-Kompetenzzentrum der LfULG Sachsen
• 2021 bis 2022: Mitglied der Marktkommission im Bioland e.V.
• seit 2019: Vorstand Landesverband Bioland Ost e.V.
• 2019-2024: AG Nährstoffmanagement Bioland e.V.
• 2019 bis 2020: Mitglied im Nationalen Wasserdialog (BMU), Cluster Landwirtschaft und Verbraucherschutz
• 2018 bis 2022: Bundesfachausschuss Milch Bioland e.V.
• 2018 bis 2023: Mitglied im Präsidium Bioland e.V.
• 2017-2025: Sprecher des Bundesfachausschuss Ackerbau bei Bioland
• seit 2016: Mitglied im Bundesfachausschuss Ackerbau im Bioland e.V.
• seit 2017: Beirat Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft
• seit 2016: Mitarbeit im Fachausschuss (temporär) „Partnerschaft – Landwirtschaft & Umwelt“ beim Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV)
• seit 2015: Fachbeirat Pflanzliche Erzeugung der LfULG Sachsen
• 2013-2015: Mitglied der Arbeitsgruppe zur Entwicklung einer Nachhaltigkeitsstrategie für eine nachhaltige Milchproduktion im DMK (Deutsches Milch-kontor eG)
• seit 2011: Mitglied der Werte-Akademie im ost-west-forum Gut Gödelitz e.V.
• 2009-2011: Mitglied des Methodenfachbeirates des Nachhaltigkeitsprogramm (Pro Planet Label) der REWE International AG (Austria)
• 2008-2011: Mitglied im DIN NA 172 Normenausschuss Grundlagen des Umweltschutzes (NAGUS), NA 172-00-10 AA Arbeitsausschuss Nachhaltigkeitskriterien für nachhaltig erzeugte Biomasse
• 2007-2011: Mitglied im Ausschuss „Wasserrahmenrichtlinie“ des Landesbauernverband Sachsen-Anhalt
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