SPROTTEN, SALZWASSER, SAILING CITY: Janine und Jonas
„Dass der Erfolg des ,Sealevel‘ weit über den Erwartungen liegt, entschädigt für alles.“
Janine Streu und Jonas Godau haben zusammen mit den Teams von Kiel-Marketing und der Stadt sowie mit externen Partnern aus den unterschiedlichsten Bereichen das „Sealevel“ in der Kieler Holstenstraße initiiert und umgesetzt. Ich sprach mit den beiden über Reisen vom Schreibtisch in die Tiefsee, warum der Oberbürgermeister als auch Gäste aus Bayern begeistert sind und wie man auch längere Durststrecken übersteht.
Wie plant man eigentlich vom Schreibtisch im Büro aus eine Reise in die Tiefsee?
Janine: Tatsächlich hat es am Schreibtisch begonnen. Ich hatte in der Zeitung einen großen Artikel über das geplante digitale Meeresvisualisierungszentrum gefunden. Ich las den Artikel und sah das Bild dieses wirklich ikonischen Gebäudes – eine tolle Vision. Ich dachte sofort: Wenn das nach Kiel kommt, dann muss es im Herzen der Stadt sichtbar sein. Es zeichnete sich damals ein Förderprogramm für zukunftsfähige Städte und Zentren ab. So konnten wir unsere beiden Zielsetzungen verfolgen: Einerseits wollten wir uns als Meeresschutzstadt, in der wir uns stark über das Meer definieren und identifizieren, in die Innenstadt und damit in die Mitte der Gesellschaft bringen. Zum anderen wollen wir unsere Innenstadt zukunftsfähig machen, genau wie es der Fördertitel vorgibt.
Wir wissen, dass der Handel nicht mehr die einzige Nutzungsart sein kann. Es müssen auch immer Erlebniskonzepte eingebunden werden. So ist diese Idee also am Schreibtisch entstanden. Nachdem wir die Zusage des Förderprogramms erhalten hatten, ging die Arbeit los. Ja, wir sitzen viel am Schreibtisch und entwickeln Konzepte, aber wir sind auch echte MacherInnen.
Janine-Christine Streu
Leitung Quartiersentwicklung und Ansiedlung, Kiel-Marketing e.V.
Jonas Lasse Godau
Innenstadt-Manager, Kiel-Marketing e.V.
Jonas: Das sehe ich genauso. Ab dem Zeitpunkt, als ich mit im Boot, waren wir sehr viel vor Ort. Es war ein laufender Prozess, bei dem wir gemeinsam mit dem Team den Ort hergerichtet haben. Wir haben viel mit den Partnern dort besprochen und auch alle möglichen Aufgaben selbst übernommen. Wir haben Transporte übernommen, haben etwas installiert und aufgehängt. Vom Schreibtisch aus wurde es wirklich zu einem 24/7-Vor-Ort-Projekt. Nur so konnte das Ganze letztlich funktionieren.
Im Sealevel gibt es eine Menge wissenschaftlich fundierter Informationen. Aber es ist, wie ihr sagt, ein Erlebnisraum, in dem die BesucherInnen von der Küste bis in die Tiefsee im hinteren Teil des Sealevels an die Hand genommen werden. Was habt ihr aus diesem Konzept für die Vermittlung wissenschaftlicher und eher komplexer Inhalte für Menschen, die nicht aus dem Wissenschaftsbereich kommen, gelernt?
Janine: Wenn wir Wissenschaft vermitteln wollen, dann muss das über Emotionen, über beeindruckende Bilder und niedrigschwellige Inhalte gehen. Wenn man durch das Sealevel geht, sind diese großformatigen Bilder beeindruckend und sie berühren einen. Da nimmt man schon eine Menge mit. Auf der nächsten Ebene folgt dann die inhaltliche Vermittlung über Texte. Diese sind aber so formuliert, dass sie auch von Erwachsenen einfach überflogen werden können und auch größere Grundschulkinder sie verstehen. Wenn es Fachbegriffe gibt, sind diese auch noch einmal in normaler Sprache erklärt. Wer tiefer einsteigen möchte, hat die Möglichkeit, sich weiter einzulesen. Auf jeden Fall ist man erst einmal neugierig und „angefüttert“, genau das schafft dieser Raum.
© Kiel-Marketing
Wer sind mehrheitlich die BesucherInnen des Sealevls?
Jonas: Das ist sehr vielfältig, und genau das war unser Ziel. Wir wollten von Anfang an Kinder bis Kenner begeistern, und ich glaube, dass uns das mit diesem Konzept gelungen ist. Wir haben uns sehr schnell als außerschulischer Bildungsort entwickelt. Wir haben sehr viele Schulklassen, die unsere Veranstaltungen besuchen oder die einfach Interesse an diesem Ort haben. Wir haben dann auch sehr schnell eine Rallye entwickelt, sodass die Kinder eine Art Reise durch das Sealevel machen können. Es kommen aber auch viele Familien. Genau das ist das Thema, das wir in Innenstädten immer wieder haben: Es fehlen Familien. Es ist das Henne-Ei-Problem: „Wir haben keine Familien, deswegen haben wir kein Angebot für Familien.“ Aber wir sehen nun: Wenn man ein entsprechendes Angebot schafft, kommen die Familien eben.
Janine: Schon von außen auffällig ist natürlich das Bällebad, das man in den Schaufenstern sehen kann. Da bekommt man gleich den Eindruck, man kann wortwörtlich einfach mal in den Raum hineinspringen. Neben den Familien und Schulklassen, die zu den Veranstaltungen wie Lesungen und Filmvorführungen kommen, merken wir aber auch, dass immer mehr Leute kommen, die sich wirklich intensiv mit dem Thema beschäftigen. Ich glaube, dass da noch ein riesiges Potenzial schlummert. Denn man muss bedenken, dass wir noch nicht lange hier sind, erst seit der Eröffnung im Januar. Bis die Leute mitbekommen, dass es etwas Neues und Spannendes gibt, dauert es eben. Wenn wir aber in die Zukunft schauen, wissen wir, dass da noch ganz viel drin steckt. Auf jeden Fall wissen wir, dass wir die Zielgruppen ansprechen, die wir ansprechen wollten.
„Das Maximum sind fünf Sterne, und wir liegen bei 4,7. Das heißt, die Zufriedenheit ist sehr hoch. Daher planen wir, dass das Sealevel auch 2026 bestehen bleibt.“
Janine Streu
Kiel-Marketing ist die Marketingorganisation der Landeshauptstadt Kiel mit den Bereichen Tourismus, Sailing & Business, Stadt- und Citymanagement.
Kiel-Marketing unterteilt sich strukturell in eine GmbH, die in erster Linie Multiplikator der Marke Kiel.Sailing.City ist, und in einen Verein, der den Fokus als Impulsgeber für die Entwicklung in den o.g. Arbeitsfeldern hat.
Wie ist das Feedback der BesucherInnen?
Janine: Super gut. Wenn wir das Gästebuch durchblättern, ist das immer wieder sehr schön zu lesen. Die Menschen kommen ja nicht nur aus Kiel. Gerade heute las ich einen Eintrag von einer Dame die aus dem Norden kommt – aus dem Norden Bayerns. Viele schreiben, wie gut ihnen der Raum gefällt und dass er unbedingt bleiben muss. Das schreiben sie einfach so proaktiv ins Gästebuch. Daneben haben wir aber auch ein echtes Feedbacksystem, in dem wir das Besucherfeedback konkret abfragen. Das Maximum sind fünf Sterne, und wir liegen bei 4,7. Das heißt, die Zufriedenheit ist sehr hoch. Daher planen wir, dass das Sealevel auch 2026 bestehen bleibt.
Jonas: Wir entwickeln ja auch alles weiter. Wir haben jetzt zum Beispiel einen Audio-Guide und VR-Brillen. So schaffen wir immer neue Anreize, damit die Leute wiederkommen. Das sind kleine, feine Sachen, die wir ausprobieren und die super gut ankommen. Die Zahlen sprechen für sich. Das macht es so schön, an diesem Projekt beteiligt zu sein.
Was ist euer persönliches Highlight im Sealevel?
Jonas: Für mich ist das Projekt selbst das Highlight. Es ist etwas ganz Besonderes, weil es einen so großen Impact auf diese Stadt hat. Das ist einfach total schön.
Janine: Bei mir ist es ganz konkret der Tiefseeraum, mit dem wir beweisen, dass man auch mit einem geringen Budget etwas Tolles schaffen kann. Klasse finde ich auch den Müll-Scanner. Wenn man damit über verschiedene Gegenstände fährt, die als Müll im Meer treiben, erfährt man, wie lange sie brauchen, um zersetzt zu werden. Wie lange braucht eine Windel? Wie lange braucht eine Dose? Wenn man das liest, hat man einen echten Hallo-Wach-Effekt. Wir wollen die Menschen ja auch zu einem anderen Bewusstsein anregen und dazu, ihr Verhalten zu hinterfragen, um die Meere zu schützen.
Das Sealevel hat also ein großes Aktivierungspotenzial?
Janine: Absolut. Das war unser Ziel, und ich denke, das haben wir auch erreicht. Diese Aktivierung soll eher zwischen den Zeilen stattfinden. Wir wollen die Menschen faszinieren und für das Thema Ozeane sensibilisieren. Dann können die Besucherinnen und Besucher auch einmal darüber nachdenken, was sie selbst für den Erhalt tun können.
Ihr wollt auch in einem größeren Maßstab aktivieren. Ihr hattet schon das digitale Meeresvisualisierungszentrum angesprochen. Der Kieler Oberbürgermeister Ulf Kämpfer hat in einem Interview gesagt, dass es auf jeden Fall kommen soll. Wie wichtig ist es aus eurer Erfahrung heraus eigentlich, dass die Erlebnisräume heute einen großen digitalen Anteil haben? Viele andere Erlebnisräume oder Museen bieten das ja heutzutage auch.
Janine: Auch wenn „digital” nicht in unserem Namen steht, sind wir schon recht digital. Sei es eine Stehle, bei der man viele Dinge ausprobieren und anklicken kann, sei es die Möglichkeit, Fischlängen zu messen und auf digitaler Ebene angezeigt zu bekommen, ob sie schon bereit sind, gefischt zu werden. Jetzt kommen auch noch die VR-Brillen dazu, mit denen man noch einmal ganz anders in eine andere Welt eintauchen kann. Das Digitale bietet so viele Möglichkeiten. Wir haben noch einige Ideen im Kopf, zum Beispiel, wie man Menschen, die nicht nach Kiel kommen können, ansprechen kann. Kann man das Erlebnis auch virtuell abbilden? Dennoch ist es aus meiner Sicht sehr wichtig, dass es vor Ort parallel auch all das Haptische und Analoge gibt.
„Darum haben wir diese digitalen Angebote, die aber immer auch einen haptischen Aspekt haben. Man wird diesen Fisch im Digitalen nie so anfassen können.“
Jonas Godau
© Kiel-Marketing
Wir können Boris Hermann auf der Malizia oder Arved Fuchs auf der Dagmar Aaen in den sozialen Medien folgen. Braucht es überhaupt noch einen physischen Ort für solche Erlebnisse?
Janine: Das Geheimnis ist diese Mischung aus Haptischem und Digitalem. Ich finde es toll, dass ich den Fisch anfassen und auf etwas drauflegen kann, wodurch dann weitergehende Informationen digital dargestellt werden. Ich denke, das haben auch die Macher des Meeresvisualisierungzentrums schon so mitgenommen. Ich kann mir das Digitale auch als Teaser vorstellen. Unser Auftrag als Tourismus- und Stadtmarketingorganisation ist es aber letztlich, die Menschen aus Kiel aus ihren Wohnungen zu holen oder aus anderen Städten und aus anderen Ländern nach Kiel zu bewegen. Dass sie sich an diesem Ort treffen. Denn dafür ist dieser Ort ja auch da: Er ist ein Ort der Begegnung.
Jonas: Einige Dinge funktionieren online einfach nicht so gut. Eine Lesung vor Ort zum Beispiel. Vorträge, Workshops oder Filmvorführungen. Das lebt ja dadurch, dass die Leute mit den Filmemachern in den Austausch gehen können. Das funktioniert in keinem virtuellen Raum so nahbar. Darum haben wir diese digitalen Angebote, die aber immer auch einen haptischen Aspekt haben. Man wird diesen Fisch im Digitalen nie so anfassen können.
Für euch war es ja auch schon Monate im Vorfeld ein Ort der Begegnung. Nach der Schreibtischarbeit mit unzähligen Anträgen habt ihr euch in einem großen Team immer wieder hier vor Ort getroffen und das Projekt zu dem gemacht, was es heute ist. Wie war diese Zusammenarbeit und welche unterschiedlichen Akteure waren beteiligt?
Janine: Gerade für die Bereiche Einrichtung, Konzeption und Umsetzung hatten wir mit den Innopiloten einen sehr starken Partner, mit dem die Zusammenarbeit auch zwischenmenschlich hervorragend funktionierte. Es ist immer sehr wichtig, dass man auf Augenhöhe zusammenarbeitet. Wir arbeiten auch nach wie vor eng mit den Innopiloten zusammen. Aber dann war es eben auch unser eigenes Team. Wir sind eine gute Mischung ganz unterschiedlicher Charaktere. Was uns alle miteinander verbindet, ist dieses „Wir wollen das schaffen”. Wir wollen das hier schaffen. Wir gehen optimistisch an die Dinge heran und haben selbst viel Spaß dabei. Und dann kann man diesen Spaß auch gut transportieren.
Jonas: Ja, das wäre dann auch noch ein Nachtrag für mein persönliches Highlight. Es war ein paar Tage vor der Eröffnung, als wir zusammen mit den Innopiloten, dem Kernteam und anderen vom Kiel-Marketing-Team diese Fläche gemeinsam fertiggestellt haben. Wir haben Leisten angeschraubt. Wir haben den Tiefseeraum hergerichtet. Man hat immer gespürt, dass jeder voll dabei ist und bereit ist zu helfen, was nicht selbstverständlich. Auch die anderen externen Partner wie das GEOMAR, die Universität oder die FH haben in einer unglaublichen Geschwindigkeit Sachen zugeliefert. Alle hatten so viel Drive, und das wirkt sich auch auf einen selbst aus, wenn man merkt, dass es Leute gibt, die einfach Bock auf dieses Projekt haben. Dann hängt man sich noch mehr rein.
Janine: Sie hatten auch unglaublich viel Vertrauen in uns und unser Konzept. Wenn ich bei wissenschaftlichen Texten zum Beispiel gesagt habe, dass eine niedrigschwellige Lösung besser wäre, war ich schon gespannt, wie sie darauf reagieren würden. Aber es war immer so, dass wir uns alle mit größter Wertschätzung und viel Vertrauen begegnet sind. Das hat mich wirklich sehr begeistert. Wir hatten ja bisher in unserem Bereich noch nicht so viel mit diesen Forschungsinstitutionen zu tun und deshalb ist es bis heute eine sehr schöne Erfahrung.
© Kiel-Marketing
Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer bei der Eröffnung des Sealevel
„Besuche uns in Kiel und lass uns gemeinsam überlegen, was wir zum Schutz der Meere tun können.“
Modell des geplanten digitalen Meeresvisualisierungszentrums an der Kiellinie
Ich denke, Vertrauen erarbeitet man sich durch die eigene Expertise und Zugänglichkeit. Insofern ist es keine Einbahnstraße. Wie könnte denn eine Kooperation über die Institute hinaus, zum Beispiel mit Unternehmen, aussehen?
Janine: Tatsächlich arbeiten wir gerade intensiv daran, auch die Privatwirtschaft miteinzubeziehen. Die Unternehmen, Organisationen und Verbände kommen nicht zwangsläufig aus den Bereichen Ozeane oder Meeresschutz. Sie sind einfach sehr interessiert an einer Stärkung des Standorts in der Innenstadt, weil sie wissen, dass das der gesamten Stadt gut tut. Das Programm läuft im November aus. Deswegen haben wir bereits im Juli viele Gespräche geführt und unsere Lage geschildert.
Wir haben bereits ganz tolle Zusagen bekommen, dass man bereit wäre, uns zu unterstützen – und das auch ohne Gegenleistung. Klar, vielleicht wollen die auf eine kleine Sponsorentafel. Einige haben noch kleinere, spezielle Wünsche, aber viele geben uns durchaus relevante Beträge, weil sie sagen, sie wollen, dass es hier so weitergeht. Das ist toll. Ich kann ruhig mal eine Zahl nennen: Stand September haben wir bereits 72.000 € zugesagt bekommen, wir brauchen aber 115.000 € für das erste Jahr. Wir sind also richtig nah dran und haben damit auch die Chance, einen weiteren Förderantrag zu stellen, um die restlichen Gelder zu generieren. Um auf deine Frage zurückzukommen: Die Privatwirtschaft hat diesen Raum durchaus wahrgenommen und das Potenzial für die Stadt erkannt.
„Das entspricht genau unserer Philosophie und Mentalität: ,Wir segeln alle im selben Boot.‘ Es geht darum, ganz unterschiedliche Akteure zusammenzubringen.“
Janine Streu
Es ist schön und fast außergewöhnlich, dass hier alle so sehr an einem Strang ziehen. Beim Ocean Race Europe haben wir im Kiel-Marketing-Team eine Storyline für die Zusammenarbeit intern und extern sowie für die Generierung von Sponsorengeldern entwickelt: „Wir segeln alle im selben Boot.“ Damit haben wir viele Unternehmen sprichwörtlich ins Boot geholt und 70 % mehr Gelder eingeworben als geplant. Habt ihr das Gefühl, dass es hilfreich ist, eine für alle gültige Story zu entwickeln, um gemeinsam an einem Strang zu ziehen?
Janine: Genau das muss das Motto des Stadtmarketings und insbesondere der Stadtentwicklung sein. Man redet immer von kooperativer Stadtentwicklung. Es ist genau das. Nur viel schöner ausgedrückt, viel maritimer. Das entspricht genau unserer Philosophie und Mentalität: ,Wir segeln alle im selben Boot.‘ Es geht darum, ganz unterschiedliche Akteure zusammenzubringen. Am Ende haben wir doch alle das gleiche Ziel. Natürlich haben wir vielleicht unterschiedliche Interessen. Oft steht das Geldverdienen an erster Stelle. Aber wir unterstützen Unternehmen gerne dabei, erfolgreich zu sein. Wenn dadurch Umsätze entstehen, die einem gemeinsamen Ziel dienen, ist es perfekt. Wir haben bereits festgestellt, dass es in der Stadt- und Quartiersentwicklung in den letzten Jahren einen Mindset Change gab. Wir stehen noch am Anfang. Aber die Tür ist offen.
Jonas: Es ist genau das, was das Storydeck gewollt und erreicht hat: Einfach mehr Storytelling in die ganze Sache mit reinzubringen. Ehrlicherweise muss man sagen, dass sich das aufgrund unserer Ressourcen für unseren Bereich intern nur schwer umsetzen lässt. Wir haben im Grunde ja andere Kernaufgaben. Aber es gibt so vieles über das Sealevel zu erzählen: über unsere Arbeit, die ganzen Partner, aber vor allem natürlich über die Inhalte vor Ort. Nur haben wir in unserem Bereich leider niemanden, der das übernehmen könnte.
© Kiel-Marketing
Das Storydeck hat eine eigene Person, die siloübergreifend Inhalte und versucht, Verantwortlichkeiten innerhalb des Kiel-Marketing-Teams zu organisieren.
Jonas: Wir haben nur vier Leute im Team vor Ort, was eigentlich zu wenig ist, um all die weiteren Ideen umzusetzen, die wir noch haben. Aber wir machen es einfach, weil wir daran glauben. Leider muss man an der einen oder anderen Stelle sagen: Das kriegen wir jetzt nicht hin, so schade es ist. Es wäre aber schon schön, wenn wir noch einiges von dem umsetzen könnten, was im Bereich Kommunikation mit dem Storydeck gemacht wurde.
Janine: Ich würde das sogar einmal vom Projekt Sealevel abkoppeln. Das gesamte Thema Quartiersentwicklung braucht mehr Storytelling, mehr Persönlichkeiten, denen das Wort erteilt wird. Nicht alle möchten sich in die erste Reihe stellen, aber wir haben im Kontext unserer Arbeit so viele Persönlichkeiten, die sich für die Stadt einsetzen. Sowohl auf Gewerbetreibenden- als auch auf Stadtplanungsebene. Diese Menschen werden dann einfach anfassbarer und nahbarer. Da kommt zum Beispiel die alte Tante-Emma-Story. Warum steht da jemand hinter dem Tresen? Jemand, mit dem ich beim Einkaufen einfach mal reden kann. Genau das kann man auch in einem modernen, zeitgemäßen Innenstadtkontext schaffen, indem man die Personen, die agieren, auch die an den Schreibtischen, vorstellt und zeigt, wie die brennen, wie viel Herzblut sie in ihre Arbeit stecken.
Beim Storydeck muss man natürlich bedenken, dass es nur die Spitze des Eisbergs ist. Achtzig Prozent der Arbeit liegen im Backend, um interne Silos zu überwinden und einzelne Player zur Zusammenarbeit zu bewegen. Mal gelingt es, mal weniger. Es bringt nicht nur neuartige, spannende Inhalte, sondern auch eine neuartige, spannende Art der Zusammenarbeit. Das kann schon zeitraubend sein. Ihr selbst habt sicherlich auch so einige Durststrecken erlebt, oder?
Jonas: Bei der ganzen Entwicklung gab es schon einige Momente, in denen man morgens um sieben dem Maler aufgemacht und abends nach 21 Uhr abgeschlossen hat, weil noch etwas geliefert wurde. Da dachte man sich schon: „Boah, ganz schönes Pensum.“ Das zog sich über einen langen Zeitraum hin. Wir hatten neben diesem Projekt ja auch noch unsere andere Arbeit, die weiterlief. Da fragt man sich: „Schaffen wir das alles?” Wir dachten uns schon, dass das Projekt gut angenommen würde. Aber dass der Erfolg nun weit über dem liegt, was wir erwartet haben, entschädigt aber für alles. In dem Moment merkt man, wofür man es macht.
Janine: Ich glaube, es ist einfach so, dass hinter unseren Projekten immer eine große persönliche Überzeugung steht. Das gilt übrigens auch für die anderen in der Stadt, mit denen wir gut zusammenarbeiten. Bei Gewerbetreibenden, bei der Stadtplanung oder auch bei der Stadt generell – bis hin zum Oberbürgermeister. Das alles treibt einen an. Und das trägt einen über alle Zweifel und Hindernisse hinweg.
© Kiel-Marketing GmbH – Interview: Ralf Löwe / sonofasailor.de
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