© Jochen Voß / LLUR

ReportagePartnerMeeresschutz

MEKUN: Schutz der Meere
Die unsichtbare Gefahr - Schadstoffe in Meereswasser und -boden

 

Welche chemischen Schadstoffe gelangen in unsere Meeresumwelt? Woher stammen sie und in welchen Mengen sind sie vorhanden? Werden Grenzwerte eingehalten und wird die Belastung mit der Zeit weniger oder mehr? Mit diesen Fragen beschäftigen sich die Meeresschutzbehörden von Bund und Ländern. 

Messgerät

© MEKUN

Wasserschöpfer an einer Rosette mit Sonden für Temperatur, Leitfähigkeit, Tiefe und ggf. weiteren Parametern.

Die Liste schädlicher Chemikalien ist lang – Biozide, polybromierte Diphenylether (PBDE) und per- und polyfluorierte Alkylsäuren (PFAS) sind nur einige Beispielgruppen. Viele Schadstoffe sind weit verbreitet und werden in der Umwelt nicht oder nur sehr langsam abgebaut. Sie verteilen sich meist über das Wasser oder die Luft und reichern sich dann im (Meeres-)Boden oder in Lebewesen und damit in der Nahrungskette an. Durch die oft giftige, krebserregende oder hormonelle Wirkung der Schadstoffe stellen sie eine Gefahr für Mensch und Umwelt dar. Manche Schadstoffe wirken akut (z.B. können Gifte wie Kupfer aus Anti-Fouling-Produkten aus der Schifffahrt als Zellgifte wirken), andere beeinflussen die Fortpflanzung (z.B. zinnorganische Verbindungen wie Tributylzinn (TBT)) und wieder andere führen zu chronischen Beeinträchtigungen (z.B. schädigt Quecksilber das Nervensystem) oder einer verkürzten Lebensdauer (z.B. krebserregende polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) wie Naphtalin). Sowohl in der deutschen Ostsee als auch in der Nordsee wird der Umweltzustand im Hinblick auf Schadstoffbelastungen als schlecht bewertet.

Schiffsraum

© MEKUN

Labor auf der MS Haithabu.

MEKUN Logo

Host City Local Partner
The Ocean Race Europe 2025

Wo kommen die Schadstoffe her?

Die Schadstoffe erreichen unsere Meere über Einleitungen (z.B. aus Kläranlagen und Industrie), Flüsse, die Luft oder Quellen am und im Meer (z.B. Ölverschmutzungen, Munitionsaltlasten , Anti-Fouling-Produkte in der Schifffahrt). Sie stammen unter anderem aus Flammschutzmitteln (z.B. PBDEs), der Verbrennung von Müll und fossilen Energieträgern (z.B. Schwermetalle, PAKs), der Nutzung von Pestiziden (z.B. TBT), Bioziden (z.B. Kupfer) und Medikamenten oder der industriellen Herstellung oder Verwendung von Produkten mit speziellen Eigenschaften (z.B. die wasser- und fettabweisenden PFAS in Antihaftbeschichtungen, Schmiermitteln oder Feuerlöschschäumen).

Was hat der Bootssport damit zu tun?

Je salzhaltiger das Wasser, desto mehr ist Bootsrumpfbewuchs (Fouling) ein Problem für Wassersportlerinnen und Wassersportler. Die Aufwuchsorganismen verlangsamen nicht nur die Fahrt, sondern erhöhen auch den Kraftstoffverbrauch. Um die Schiffsrümpfe vor Bewuchs zu schützen, werden meist spezielle Gifte (Biozide) eingesetzt. Viele Anti-Fouling-Produkte enthalten beispielsweise Kupfer, welches aber auch über den Bootsrumpf hinaus seine toxische Wirkung in der Meeresumwelt entfaltet. 2012 wurde mit gut 70 Tonnen fast 1/5 der bundesweiten, gesamten Kupferfracht in Oberflächengewässern durch Anti-Fouling-Produkte im Sportbootbereich verursacht. Kupfer reichert sich im Sediment an und überschreitet in der Ostsee großflächig den von HELCOM in die Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie (MSRL übernommenen Schwellenwert, ab dem biologische Effekte zu erwarten sind. Für Küstengewässer sowie die Nordsee fehlen Daten.

Kann man Schadstoffe wieder aus der Umwelt entfernen?

Nur in sehr geringem Umfang. Dadurch, dass viele Stoffe persistent (schwer abbaubar) sind und sich dementsprechend in der Umwelt anreichern, werden sie selbst nach einem Verbot noch lange in der Meeresumwelt zu finden sein. Ihre molekulare Größe und vor allem, dass sie durch Wasser und Atmosphäre quasi überall hin verteilt werden - gelöst oder an Partikel wie Mikroplastik oder Staub gebunden - macht es unmöglich, die Schadstoffe nach ihrer Ausbringung wieder „einzusammeln“. Dies macht es umso wichtiger, Verbote und auch das Vorsorgeprinzip einzuhalten und zu vermeiden, dass bekannt oder potentiell schädliche Stoffe in die Umwelt eingebracht werden.

Was kann ICH im Bootssport oder generell tun?

• Bewusst umweltverträgliche Produkte wählen (z.B. an den Salzgehalt angepasste, biozidfreie oder biozidarme Anti-Fouling-Produkte; PFAS-freie Funktionskleidung; biologisch abbaubare Hygieneprodukte);

• Bootsrümpfe mit Hartbeschichtungen versehen, die mechanisch mit Unterwasserbürsten oder Ultraschall von Bewuchs gereinigt werden können;

• Boote außerhalb der Nutzungsphasen auf dem Trockenen lagern, um Rumpfbewuchs vorzubeugen;

• vorhandenen Empfehlungen folgen, z.B. dem Hintergrundpapier des Umweltbundesamtes, welches rund um Antifouling-Anstriche und Stoffeinträge informiert und Empfehlungen für einen umweltfreundlichen Einsatz gibt oder dem “Guide on best practices of biofouling management in the Baltic Sea” von OSPAR & HELCOM;

• das eigene Wissen erweitern, z.B. durch den anschaulichen und unterhaltsamen, kostenlosen E-Learning Kurs zu den Themen Biofouling und Antifouling für Sportboote oder durch die Biofouling Informationen des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH);

• Verbote und Beschränkungen der industriellen Nutzung sowie die Anpassung von Produktionsprozessen fordern und unterstützen, z.B. auf EU-Ebene oder bei regionalen politischen Vertretern.