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Interview mit Rainer Schepull, Geschäftsführer Spielbank SH – Host City Presenting Partner
„Hier im Norden zählt das Wort, hier zählt der Handschlag.“
Wir sprachen mit Rainer Schepull über seine Leidenschaft für den Norden und das Engagement der Spielbank SH für das The Ocean Race Europe, über Sicherheit an Bord und im Casino, über „Winning Moments“ an Land und auf See … und darüber, was er manchmal aus Düsseldorf nach oben in den Norden mitbringt.
Rainer Schepull
Geschäftsführer Spielbank SH GmbH
Die Spielbank SH sponsert die Kieler Baltic Hurricanes, die zuletzt 44:7 gegen die Düsseldorf Panther gewannen. Unter dem Spielbank-Social-Media-Post dazu stand der Slogan „So spielt der Norden“. Mal ganz ehrlich: Was bedeutet das für jemanden, der seinen zweiten Lebensmittelpunkt in Düsseldorf hat?
Rainer Schepull: Mein Herz blutet da nicht, denn ich gönne es den Baltic Hurricanes sehr, die dieser Sportart so stoisch die Treue halten. Der Ligabetrieb ist oft ein Auf und Ab, aber er ist sehr kontinuierlich und erfolgreich. Was mein Herz jedes Mal überschlagen lässt, ist, dass wir im Rahmen unseres Engagements für jeden Canes-Touchdown eine Spende von 150 Euro an die Kieler Initiative gegen Kinderarmut Inka* tätigen …
... deren Schirmherr der Kieler Oberbürgermeister Ulf Kämpfer ist ...
... genau. Dieses Jahr werden wir auf diese Weise 7.950 Euro an Spenden sammeln, die letztlich vom Canes-Team erspielt wurden. Die Idee dazu hatten wir zusammen mit dem ersten Vorsitzenden der Initiative, Jürgen Fenske – Motto: „Starke Männer für kleine Kinder“. Das unterstützen wir sehr gern.
Außerdem passt dieses Motto auch zu uns, weil sich unser Angebot hier in Schleswig-Holstein von der klassischen Casino-Vorstellung unterscheidet, wie man sie vielleicht aus Las Vegas oder anderen Casinos in Deutschland kennt. Und zu guter Letzt ist „So spielt der Norden” natürlich auch ein selbstbewusstes Bekenntnis zu Schleswig-Holstein. Denn als Unternehmen im Landesbesitz sind wir nicht nur an dieses Bundesland gebunden, sondern vor allem gern Teil dieser nordischen Haltung.
„Ich mag die Verbindlichkeit, die hier im Norden herrscht. Diese Verlässlichkeit schätze ich persönlich, aber insbesondere natürlich auch im geschäftlichen Umfeld.“
Rainer Schepull
Die norddeutsche Art hat natürlich etwas ganz Eigenes. Die Rheinländer sagen: „Et kütt, wie et kütt.“ Im Norden sagen wir gelassen: „Joa ... erstma’ sehen.“ Gibt es etwas, das Sie aus dieser norddeutschen Art für das Unternehmen übernommen haben?
Ja, absolut. Ich mag die Verbindlichkeit, die hier im Norden herrscht. Hier zählt das Wort, hier zählt der Handschlag. Diese Verlässlichkeit schätze ich persönlich, aber insbesondere natürlich auch im geschäftlichen Umfeld. Andererseits lernt man sich im Rheinländischen schneller kennen. Diese Kultur, sich in einem Restaurant einfach mit an einen Tisch zu setzen und mit wildfremden Leuten ganz schnell zusammenzukommen. Das liegt allein schon daran, dass es im Rheinland oft Sitzbänke gibt, während es hier einzelne Tische sind. Ich kann mich ja nicht einfach an einen vollen Tisch dazusetzen (lacht).
Diese rheinländische Bierbankkultur ist hier nicht so verbreitet, aber dennoch fühle ich mich hier nicht minder wohl. Speziell in Kiel schätze ich die Größe der Stadt sehr. Es gibt viele Anlässe, bei denen ich immer wieder die gleichen Leute treffe. In den letzten drei Jahren, in denen ich hier bin, waren es für mich immer entspannte Anlässe, denn ich kenne immer mehr Leute. So kann das Netzwerk natürlich auch viel schneller wachsen und man kommt auch viel schneller mit der Landespolitik in Kontakt, insbesondere mit unserem ordnungspolitischen Auftrag. Es ist für mich viel leichter, zu Entscheidern und in Gesprächskreise vorzudringen, die man sonst im Rheinland so schnell nicht hätte.
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Spielbank SH presents Ocean Dome – 360°-Kino-Erlebnis rund ums Segeln und Meeresschutz, kuratiert vom Cinemare Filmfestival
Ihre Wurzeln liegen in Düsseldorf, beruflich kommen Sie aus dem Bankbereich, genauer gesagt von der WestLB. Während im Banking eher eine langfristige Strategie im Vordergrund steht, geht es im Casino um die Schaffung eines besonderen Moments. Wie lassen sich diese beiden Haltungen miteinander vereinbaren?
Natürlich hat der gemeine Banker eine andere Vorstellung von diesem Thema. Geld ist dort eben kein Glücksspiel, aber letztlich steckt hinter der Organisation dieses Glücks, das die Gäste erleben, ein hochprofessioneller operativer Betrieb, der sicherstellt, dass diese Glücksmomente stattfinden können. Es ist ein akribisch geplanter und geordneter Prozess, der sicherstellt, dass das Spiel sicher ist, seriös abläuft und diese Momente tatsächlich dem Zufall überlassen sind. Auch die Organisation im Kassenbereich ist dem Verständnis einer Bank nicht unähnlich. Wir haben einige Kassierer, die tatsächlich eine Bankausbildung haben. Und dann gibt es natürlich ähnliche Prozesse in den Bereichen Compliance und der Schaffung anderer Regelwerke wie Dokumentations- und Aufsichtspflichten. Gerade dieses Spannungsfeld aus penibler Planung im Hintergrund und dem Unterhaltungsfaktor, den unsere Gäste erleben können, finde ich sehr spannend. Während der Gast es als leicht und spielerisch empfindet, rechnet der Croupier im Hintergrund aus, welche Auszahlung in welcher Höhe er vornehmen muss – und das alles mit einem Lächeln. Unsere Mitarbeitenden arbeiten 45 Minuten hochgradig konzentriert und haben dann 15 Minuten Pause, um den Kopf wieder frei zu bekommen. Wir haben ja keine einheitliche Croupier-Schule, unsere Mitarbeitenden werden von Generation zu Generation immer durch uns angelernt. Sie sind natürlich das Aushängeschild für unseren Spielbetrieb.
„Es geht um diese tollen Momente, die man als gewinnend erlebt. Das bringt uns diesem Race sehr nahe.“
Rainer Schepull
Als Presenting Partner des Ocean Race Europe tritt die Spielbank SH mit dem Motto „Winning Moments“ in allen Aktivitäten auf. Das klingt, als ginge es nicht nur um den Gewinn, sondern auch darum, dass – wie beim Segeln – der Weg das Ziel ist: diese magischen Momente auf See. Haben Sie eigentlich eine persönliche Verbindung zum Segeln?
Einmal abgesehen vom Sternzeichen Fische, das mich dem Wasser ja schon sehr nahe bringt, bin ich generell ein leidenschaftlicher Wassersportler. Ich habe zwar keinen Segelschein, aber einen Windsurfschein aus den Achtzigern. Als damals das Thema in Deutschland aufkam, habe ich mir von meinem Konfirmationsgeld mein erstes Surfbrett gekauft.
Für mich ist das Thema Wassersport hier im Norden aus unternehmerischer Sicht natürlich sehr naheliegend. Als Geschäftsführer von vier Standorten, von denen drei – Kiel, Flensburg und Lübeck – direkt am Wasser liegen, ist es mir wichtig, dass wir eine langfristig gesunde Meereskultur haben. Insofern ist es fast zwangsläufig, dass wir dazu beitragen, dass die Küsten und Meere ein gesunder Lebensraum und eine attraktive Urlaubsdestination bleiben. Zum Urlaub gehört für mich unbeschwertes Spielvergnügen genauso dazu wie Wassersportmöglichkeiten, Restaurants und weitere Unterhaltungsangebote, die Urlauber gerne wahrnehmen.
Auch das Ocean Race hat eine enge Verbindung zum Meeresschutz. Die Spielbank SH hat das für Tausende Menschen im Ocean Life Park erlebbar gemacht, unter anderem mit dem Ocean Dome, einem 360°-Kino, das vom Cinemare Filmfestival kuratiert wurde. Aktuell sind die Ozeane aber leider keine „Winner“.
Bei der Planung haben wir uns auch gefragt, wie wir den Brückenschlag schaffen. Diese Frage hat sich das Ocean Race ja auch selbst gestellt: Einerseits ist es die absolute Champions League, die Formel 1 des Segelns, andererseits wird mithilfe der Messinstrumente, die die Boote an Bord haben, ein Brückenschlag zum Wohle des Meeresschutzes erzielt, indem weltweit Daten in den Ozeanen erhoben werden. Dennoch bleibt natürlich dieses sportliche Spannungselement, denn es ist ja immer noch ein Rennen. Es geht darum, wer als Erster im Ziel ist. Es ist auch dieser Nervenkitzel, den der Veranstalter bei diesem Event bieten möchte. Wir haben ja beim Start hier in Kiel erlebt, wie schnell ein Manöver dazu führen kann, dass man womöglich gar nicht ins Ziel kommt – und alle haben mitgefiebert mit den Teams von Holcim und Allagrande.
Ich habe Glücksmomente, wenn ich als Erster über die Ziellinie fahre, aber alle anderen Teams empfinden natürlich allein die Teilnahme an diesem weltbekannten Rennen als etwas ganz Besonderes. Genau hier sehe ich viele spannende Analogien zu uns: Jeder, der teilnimmt, kann tolle „Winning Moments” erleben. Auch bei uns kann nicht jeder gewinnen, aber darum geht es ja auch nicht nur. Es geht um diese tollen Momente, die man als gewinnend erlebt. Das bringt uns diesem Race sehr nahe.
Die unterschiedlichsten Menschen gehen ins Casino, aber der Ort schafft eine eigentümliche Gemeinsamkeit. Ähnlich ist es an Bord der Rennyachten, wo ebenfalls ein eingeschworenes Team entsteht. Wie erleben Ihre Mitarbeitenden diese unterschiedlichen Gäste?
Wir hatten 2024 rund 280.000 Gäste an unseren vier Standorten. Es ist ja nicht so, dass es alles Ortsansässige sind. Viele von ihnen befinden sich im Urlaub. Insbesondere in Kiel haben wir viele Kreuzfahrer, die ihren Zwischenstopp hier für einen Besuch bei uns nutzen. Wir haben also regelmäßig Besucher aus aller Herren Länder, aber auch unsere Mitarbeitenden haben ganz unterschiedliche Herkünfte. Ich glaube, der letzte Stand ist, dass sie aus 37 verschiedenen Ländern dieser Welt kommen. Wir sind sehr divers aufgestellt und es ist nicht unwahrscheinlich, dass man auch Mitarbeitende trifft, die eine exotische Landessprache beherrschen. Das kann insbesondere bei der Erklärung von Spielen natürlich durchaus hilfreich sein.
„Die Wege sind bei uns offen, und ich bin froh über diese teilweise lange, lange Zugehörigkeit vieler Mitarbeitender, denn sie bedeutet natürlich auch Kontinuität gegenüber unseren Gästen.“
Rainer Schepull
Das ist wie bei den Teams des Ocean Race: Auch hier wird zunehmend auf eine diverse Zusammenstellung geachtet. Nun ist Segeln ein sehr körperlich geprägtes Erlebnis, allerdings sehen sich die Spielbanken der Konkurrenz durch das virtuelle Onlinespiel ausgesetzt. Die Corona-Pandemie hat diese Entwicklung sicherlich noch einmal beschleunigt. Wenn es zu Hause doch so bequem ist, warum sollte ich ins Casino gehen?
Das trifft uns in unserem Grundverständnis, wie wir mit dem terrestrischen Glücksspielangebot umgehen. Wir handeln im Einklang mit dem Glücksspielstaatsvertrag für die Regelung des Spielbankwesens. In Deutschland bieten wir ein seriöses sowie begrenztes Angebot, das regional auf unsere vier Häuser in Schleswig-Holstein begrenzt ist. Das Thema Glücksspiel sollte nicht den Marktkräften überlassen werden, da es natürlich negative Begleiterscheinungen geben kann, die kontrolliert werden müssen. Insofern sehen wir die Entwicklung im Bereich des Online-Glücksspiels nicht positiv. Wir investieren viel Zeit und Geld in die Ausbildung unserer Mitarbeitenden. Sie werden durch die Landesstelle für Suchtfragen geschult und entsprechend zertifiziert. Mit unserem Sozialkonzept stellen wir sicher, dass alles, was in unseren Häusern stattfindet, durch unsere Mitarbeitenden entsprechend überwacht wird. Wir stellen sicher, dass sich niemand über Gebühr dem Glücksspiel widmet.
Im Internet steht niemand neben dem Spieler und beobachtet, wie er sich beispielsweise verhält, wenn er gewinnt. Wie empfindet er den Gewinn? Freut er sich über einen Gewinn von 200 Euro? Oder ist er unbeeindruckt und will sofort weiterspielen? Wir können hier vor Ort die Persönlichkeiten der Spielenden sehr gut unterscheiden und erkennen, ob eine Gefährdung stattfindet. Ich könnte mit wesentlich weniger Mitarbeitenden auskommen, wenn erst ab einem Auszahlungsvorgang von zum Beispiel 2.000 € ein Mitarbeitender persönlich kommt. Aber dann würde mir die Beobachtung der Auszahlungsvorgänge davor fehlen. Das bedeutet, dass viele unserer Mitarbeitenden permanent unterwegs sind, denn diese Auszahlungsvorgänge sind natürlich auch Beobachtungspunkte. Da wird ein Gast persönlich wahrgenommen, weil er dem Mitarbeitenden direkt gegenübersteht.
Viele Ihrer Mitarbeitenden sind schon sehr lange dabei, einige seit 25 Jahren. Das erinnert mich etwas an den Family-Gedanken, der auch bei den Baltic Hurricanes sehr ausgeprägt ist. Was ist Ihrer Meinung nach für ein Unternehmen wichtiger: Geborgenheit in der Family oder ein zum Sieg strebendes Team?
Ja, ich glaube, es ist durchaus ungewöhnlich, dass Menschen so lange in einem Unternehmen bleiben. Es gibt Mitarbeitende, die haben vielleicht einmal als Aushilfe oder im Spielservice begonnen, dann als Croupier und schließlich als Tischaufsicht gearbeitet. Manchmal sind sie sogar Betriebsleiter oder Direktor eines Hauses geworden. Die Wege sind bei uns offen, und ich bin froh über diese teilweise lange, lange Zugehörigkeit, denn sie bedeutet natürlich auch Kontinuität gegenüber unseren Gästen. Aber die Mitarbeitenden haben natürlich auch eine Überwachungs- und Compliance-Funktion, die sie sicherstellen müssen. Hier ist eine gewisse professionelle Distanz gefragt. Family oder Team? Ich glaube, das ist genau das Spannungsfeld, in dem wir uns bewegen. Es hat von beidem etwas.
Beim Ocean Race gibt es nach jeder Etappe die obligatorische Champagner-Dusche des Bestplatzierten. Wenn Sie auf Erfolge anstoßen: Düsseldorfer Altbier oder norddeutsches Pils?
(lacht) Nun, es gibt auch genug leckere alkoholfreie Getränke, die man an dieser Stelle genießen kann. Aber ich habe auch schon einmal ein Sixpack Füchschen* mit nach Schleswig-Holstein genommen.
*inka e.V. – Kieler Initiative gegen Kindserarmut
„Kinder sind unsere Zukunft. Doch nicht alle starten mit gleichen und guten Voraussetzungen. Kinderarmut ist kein Einzelschicksal. Laut dem Sozialbericht 2023 gelten in Kiel 24 % bzw. 7.521 Kinder unter 15 Jahren als arm. Kinder aus einkommensschwachen Familien können sich oft kein Musikinstrument leisten, in eine Ballettschule oder in einen Sportverein gehen. Dabei sind all diese Aktivitäten wichtig für die Entwicklung einer zufriedenen, selbstbewussten und selbstbestimmten Persönlichkeit. Inka gibt diesen Kieler Kindern gemeinsam mit erfahrenen Pädagogen und Schulen die Chance, ihren musischen oder sportlichen Interessen in der Freizeit nachzugehen.“
www.inka-kiel.de
*Füchschen
Die Brauerei „Im Füchschen“ auf der Ratinger Straße in der Düsseldorfer Altstadt ist eine lokale Institution.
© Kiel-Marketing GmbH – Interview: Ralf Löwe / sonofasailor.de
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