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IHK Schleswig-Holstein
Nachhaltige Materialien im Sportbootbau

 

Der Bau von Sportbooten steht vor einem fundamentalen Wandel. Jahrzehntelang dominierten glasfaserverstärkte Kunststoffe (GFK), Aluminium und andere konventionelle Materialien den Markt. Diese Werkstoffe bieten zwar hohe Stabilität bei geringem Gewicht, sind jedoch problematisch in der Entsorgung und Wiederverwertung. In Zeiten von Klimawandel, Ressourcenknappheit und wachsendem Umweltbewusstsein rückt die Frage in den Vordergrund: Wie nachhaltig sind unsere Boote eigentlich? Und welche Alternativen gibt es?

Der Großteil aller Sportboote, insbesondere Segelboote, wird aus GFK (glasfaserverstärkter Kunststoff) gebaut. Das Material ist langlebig, wartungsarm und günstig. Doch genau diese Eigenschaften machen das Recycling so schwierig. Für den Verbundstoff aus Kunststoffharz und Glasfasern existieren bislang nur wenige wirtschaftlich tragfähige Verfahren, um diese Verbindung aufzutrennen oder weiterzuverwerten. Viele ausrangierte Boote landen daher auf Abstellflächen oder werden verbrannt, was mit hohen CO2-Emissionen einhergeht.

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In der Forschung und bei innovativen Bootswerften wird an alternativen Werkstoffen gearbeitet, die umweltfreundlicher und kreislauffähiger sind:

• Naturfaserverstärkte Kunststoffe (NFK): Hierbei kommen Flachs-, Hanf- oder Jutefasern zum Einsatz, die mit biobasierten Harzen kombiniert werden. Diese Materialien sind leichter zu recyceln und verursachen in der Herstellung weniger CO2.

• Thermoplastische Kunststoffe: Im Gegensatz zu Duroplasten (wie sie in GFK verwendet werden) lassen sich Thermoplaste unter Hitze erneut verformen und theoretisch recyclen.

• Holz und Hybridwerkstoffe: Der Bootsbau mit laminiertem Holz oder Holz-Kunststoff-Verbundstoffen erlebt eine kleine Renaissance, insbesondere im Kleinbootbereich.

Diese Materialien stehen jedoch vor Herausforderungen in Bezug auf Langlebigkeit, Wasserbeständigkeit und industrielle Verarbeitung.

Schleswig-Holstein als maritimes Bundesland ist aktiv an verschiedenen Projekten beteiligt, die den nachhaltigen Bootsbau vorantreiben:

• Projekt WOY (Wooden Yachts) von Jan Brügge: Dieses Projekt experimentiert mit ressourcenschonenden Materialien im Yachtdesign. Ziel ist es, komplett recycelbare Boote zu bauen, die ästhetisch und funktional dem Stand der Technik entsprechen.

• Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU): In Kooperation mit Unternehmen und anderen Forschungseinrichtungen werden neue biobasierte Harze und Faserverbundstoffe getestet, z. B. auf Algenbasis oder aus Agrarabfällen.

• Fachhochschule Kiel: Im Studiengang „Schiffbau und maritime Technik“ werden Nachhaltigkeitsaspekte systematisch integriert, etwa durch Projekte zu Lebenszyklusanalyse und recyclingfreundlichem Design.

• Maritimes Cluster Norddeutschland: Diese Netzwerkorganisation unterstützt branchenübergreifende Innovationsprojekte, unter anderem im Bereich Bootsbau und Materialforschung.

 

Einige Bootswerften in Norddeutschland setzen bereits erste Schritte in Richtung Nachhaltigkeit um:

Einsatz von biobasierten Gelcoats und Harzen

Verwendung recycelter Kunststoffe für Innenausstattung

Modularer Aufbau für leichtere Demontage und Reparatur

CO2-Kompensation bei Produktion und Transport

Auch der Trend zu Elektromotoren und Solartechnik an Bord geht einher mit der Suche nach umweltfreundlichen Materialien.

Der nachhaltige Sportbootbau steckt noch in den Anfängen, doch die Entwicklung schreitet voran. Schleswig-Holstein mit seiner starken maritimen Forschungslandschaft, seinen innovativen Bootswerften und seiner aktiven Segelszene bietet ein ideales Umfeld, um zukunftsfähige Lösungen zu entwickeln. Damit der Segelsport nicht nur Wind, sondern auch Verantwortung nutzt, müssen Innovation, Materialforschung und Design zukünftig noch enger zusammenspielen. Die Boote von morgen könnten nicht nur über die Meere gleiten, sondern auch Vorbild für eine klimafreundlichere Freizeitgestaltung sein.

#meermachen

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