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IHK Schleswig-Holstein
Innovativer Bootsbau: Sportboote made in Schleswig-Holstein
Der Bau von Sport- und Segelbooten hat sich in den vergangenen Jahren stark weiterentwickelt. Neue Materialien, digitale Fertigungsmethoden und gestiegene Anforderungen an Nachhaltigkeit und Performance führen zu einem Innovationsschub in der Branche.
Ein zentrales Innovationsfeld ist der Einsatz neuer Werkstoffe. Im Sportboot- und Segelbootbau werden zunehmend Hightech-Verbundwerkstoffe wie Carbonfasern oder Kevlar verwendet, um Gewicht zu reduzieren und gleichzeitig Stabilität und Steifigkeit zu erhöhen. Diese Materialien stammen teilweise aus der Luftfahrt und dem Leistungssport, finden aber auch im modernen Schiffbau Anwendung, etwa bei Schnellfähren oder militärischen Schiffen.
Auch Schäume und bio-basierte Kunststoffe als Leichtbaumaterialien gewinnen an Bedeutung. Vom Großschiffbau können hier Kenntnisse im strukturellen Design, bei Sandwichbauweisen und bei der Simulation von Materialbelastungen übernommen werden. Die Forschung in diesen Bereichen verläuft zunehmend interdisziplinär.
Die Digitalisierung der Planung und Fertigung ist ein weiteres Innovationsfeld. CAD-Programme, digitale Zwillinge und Simulationstools aus dem Schiffbau werden inzwischen auch im Sportbootbau eingesetzt, um aerodynamische und hydrodynamische Eigenschaften zu optimieren. Additive Fertigung (3D-Druck) findet Anwendung bei Prototypen, Spezialbauteilen und sogar im Formenbau.
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Insbesondere kleinere Bootswerften profitieren davon, da digitale Tools die Entwicklungskosten senken und individuelle Kundenwünsche effizienter umgesetzt werden können. Technologien wie CNC-Fräsen, Laserzuschnitt oder automatisierte Laminierverfahren stammen vielfach aus dem industriellen Schiffbau und halten nun auch im Freizeitsegment Einzug.
Ein wachsender Innovationsbereich ist die Nachhaltigkeit. Kunden verlangen zunehmend Boote mit geringem Öko-Fußabdruck. Das betrifft sowohl die Materialien (z. B. recycelbare Rümpfe, umweltfreundliche Lacke) als auch die Antriebe. Elektrische oder hybride Antriebssysteme, Solarenergie und sogar Wasserstoff werden getestet und teilweise bereits serienmäßig eingesetzt.
Hier kann der Sportbootbau vom Schiffbau profitieren, wo grüne Technologien bereits weiter fortgeschritten sind: Batterie- und Energiemanagementsysteme, emissionsarme Motorentechnik, sowie Konzepte zur Energieeinsparung können übertragen und angepasst werden. Der Umstieg auf nachhaltige Antriebe erfordert jedoch auch Anpassungen in Design, Gewichtsbalance und Benutzerfreundlichkeit.
Auch wenn autonome Schiffe im Freizeitbereich noch nicht verbreitet sind, halten Assistenzsysteme, intelligente Navigation und moderne Bordelektronik zunehmend Einzug. GPS-unterstützte Autopiloten, Kollisionsvermeidung, Smart-Displays und vernetzte Systeme sind mittlerweile auch in Mittelklasse-Segelbooten zu finden.
Die Entwicklungen im Schiffbau, etwa bei der Sensorik, der Datenfusion und der Fernüberwachung, lassen sich durchaus in den Sportbootbau übertragen. Die Herausforderung liegt in der Miniaturisierung, Kostensenkung und Benutzerfreundlichkeit für den Freizeitgebrauch.
Einen besonders kreativen Beitrag zur Bootsinnovation liefert das Projekt WOY von Jan Brügge, made in Schleswig-Holstein. WOY steht für ein neues Bootskonzept, das durch minimalistische Formensprache, modulare Bauweise und umweltfreundliche Materialien besticht. Ziel ist es, ein Boot für Freizeit, Erholung und sanften Tourismus zu schaffen, das gleichzeitig bezahlbar, nachhaltig und ästhetisch ist. Das Projekt steht für Innovation:
• Materialwahl: Verwendung von Holz in Kombination mit biobasierten Harzen und Naturfasern
• Modularität: Das Boot lässt sich je nach Bedarf als Paddelboot, Segelboot oder E-Boot konfigurieren
• Produktion: Digitale Fertigungsprozesse erlauben eine ressourcenschonende, seriennahe Herstellung
• Design: Klare Linien, wenig Technik, viel Raum für Naturerlebnis und Ruhe auf dem Wasser
WOY ist nicht nur ein Boot, sondern ein Ausdruck einer neuen Haltung zum Wassersport: entschleunigt, emissionsfrei und naturnah. Das Projekt erhielt Aufmerksamkeit auf Designmessen und Innovationsveranstaltungen und zeigt exemplarisch, wie modernes Bootsbauhandwerk und kreative Nachhaltigkeit zusammengehen können.
Der Sportboot- und Segelbootbau profitiert in vielfacher Weise vom klassischen Schiffbau. Materialien, digitale Werkzeuge, nachhaltige Technologien und smarte Systeme können übertragen, angepasst und weiterentwickelt werden. Gleichzeitig bringt der Freizeitbootbau eigene Innovationsimpulse ein – etwa durch hohe Designansprüche, Kundenindividualisierung und Agilität im Entwicklungsprozess.
Die Zukunft liegt in der weiteren Verzahnung beider Bereiche: durch Wissenstransfer, gemeinsame Forschungsvorhaben und praxisnahe Aus- und Weiterbildung. So können technologische Entwicklungen effizienter genutzt werden – für eine nachhaltige, leistungsstarke und kundenorientierte maritime Freizeitwirtschaft.
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