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IHK Schleswig-Holstein
Blaue Bioökonomie und Aquakultur: Verschränkung mit dem Segelsport

 

Die „blaue Bioökonomie“ bezeichnet die nachhaltige Nutzung von marinen Ressourcen zur Erzeugung von Lebensmitteln, Rohstoffen, Energie und innovativen Werkstoffen. Schleswig-Holstein als Küsten- und Forschungsland spielt dabei eine zentrale Rolle. Doch welche Schnittstellen gibt es zur Welt des Segelsports?

Tatsächlich birgt die Verbindung dieser Bereiche großes Innovationspotenzial: von nachhaltiger Verpflegung auf Törns über neue Materialien bis hin zu umweltbildenden Angeboten für Seglerinnen und Segler.

Ein zentrales Thema der blauen Bioökonomie ist der Anbau und die Nutzung von Makroalgen (z. B. Zuckertang, Blasentang). In der Kieler Bucht und anderen Küstenbereichen Schleswig-Holsteins laufen bereits mehrere Projekte:

• „Ocean-based Solutions“ (GEOMAR): Algenfarmen könnten CO2 binden, Nährstoffe aus dem Wasser filtern und als Rohstoff für Bioplastik oder Futter dienen.

• „Submariner Network“: Diese internationale Plattform fördert Pilotprojekte in der Algenproduktion und setzt sich für bioökonomische Wertschöpfungsketten ein.

 

Für den Segelsport bieten Algenprodukte gleich mehrere Anknüpfungspunkte:

• Nahrungsmittel: Getrocknete Algensnacks, -salze oder -riegel sind platzsparend, nährstoffreich und ideal für Bordverpflegung.

• Biobasierte Materialien: Erste Versuche zeigen, dass sich Algen in Harzen, Textilien oder Lacken verwenden lassen – mit Potenzial für Segel, Kleidung oder Ausrüstung.

• Klimaschutzkommunikation: Segelreisen könnten Bildungsreisen werden, auf denen Algenfarmen besucht und Meeresökosysteme thematisiert werden.

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Neben Algen umfasst die blaue Bioökonomie auch Fisch- und Muschelkulturen, insbesondere mit Fokus auf geschlossene Kreislaufsysteme (RAS) und niedrig trophische Arten (z. B. Miesmuscheln, Austern). Projekte in Schleswig-Holstein sind u. a.:

• „AquaPri“ in Büsum: Hier werden kombinierte Systeme getestet, in denen Fische, Muscheln und Algen gemeinsam gezüchtet werden (IMTA: Integrated Multi-Trophic Aquaculture).

• Forschungsplattform „AQUATOR“ (Helmholtz): Diese Plattform untersucht, wie Aquakultur nachhaltig in Meeresräume integriert werden kann.

• Kieler Meeresfarm: In der Kieler Förde werden seit ein paar Jahren erfolgreich Muscheln gezüchtet und regional vermarktet.

 

Auch  hier liegen die Vorteile für Seglerinnen und Segler auf der Hand:

• Regionale Versorgung: Direktvermarktung an Marinas oder auf Wochenmärkten fördert die nachhaltige Bordverpflegung.

• Küstentourismus mit Mehrwert: Besichtigungen, Verkostungen oder Mitmachangebote bei Muschelfarmen schaffen neue Reize für Touristen

Ein zukunftsträchtiger Bereich der Forschung ist die Entwicklung neuer Werkstoffe aus Meeresressourcen. Beispiele sind:

• Biopolymere aus Algen oder Krustentierschalen, die als Ersatz für konventionelle Kunststoffe in Bootsbau, Verpackungen oder Textilien eingesetzt werden könnten.

• Natürliche Antifouling-Beschichtungen, inspiriert von Meerestieren oder aus marinen Mikroorganismen gewonnen, die umweltschonend sind und Segelboote vor Bewuchs schützen.

Schleswig-Holsteinische Institute wie die Fachhochschule Kiel, das Kieler Exzellenzcluster „Future Ocean“ und das Netzwerk „Bioökonomie auf Marinen Standorten“ oder Start-ups aus dem Umfeld des GEOMAR arbeiten aktiv an der Entwicklung solcher Anwendungen.

 

Ein wachsender Trend ist die Verbindung von Segeltourismus mit Umweltbildung. In Schleswig-Holstein entstehen zunehmend Angebote, die Segeln mit nachhaltiger Sensibilisierung verbinden:

• „Sailing for Future“-Törns: Bildungsreisen mit Fokus auf Meeresökologie, bei denen auch Aquakultur- und Algenprojekte besucht werden.

• Kooperationen mit Schulen und Hochschulen: Studierende der Meereswissenschaften begleiten Segeltörns, erklären Forschung vor Ort oder führen Probenahmen durch.

Die blaue Bioökonomie ist mehr als ein Zukunftsprojekt der Forschung – sie hat das Potenzial, den Segelsport nachhaltiger, spannender und regionaler zu gestalten. Ob als Quelle für nachhaltige Materialien, gesunde Verpflegung oder spannende Erlebnisangebote: Die Meeresressourcen könnten das Segeln der Zukunft prägen – klimafreundlich, wissensbasiert und regional verwurzelt.

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