© CAPTN / Ann-Christin Wimber

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IHK Schleswig-Holstein
Autonom auf dem Wasser: CAPTN und die Segler

 

Die maritime Mobilität steht vor einem Wandel. Mit der Entwicklung autonomer Schiffe rücken innovative Konzepte in den Fokus, die nicht nur emissionsfrei, sondern auch sicherer und effizienter sein sollen. Besonders in urbanen Küstenregionen und Hafenstädten bietet sich autonomer Schiffsverkehr als nachhaltige Alternative an. Ein Vorreiter auf diesem Gebiet ist das Kieler Forschungs- und Innovationsnetzwerk CAPTN (Clean Autonomous Public Transport Network).

Autonome Schifffahrt zielt darauf ab, dass Schiffe ohne permanente menschliche Steuerung operieren können. Sie nutzen dabei eine Vielzahl an Sensoren, Kameras, GPS, Radar und KI-basierten Steuerungssystemen, um sicher zu manövrieren. Der Vorteil: menschliche Fehler werden reduziert, der Energieverbrauch optimiert und durch elektrische Antriebe auch Emissionen drastisch gesenkt.

In Häfen oder städtischen Wasserstraßen bietet sich autonomer Fährbetrieb besonders an. Die Routen sind festgelegt, die Geschwindigkeit ist niedrig, und die Umgebung ist gut kartierbar. So kann der Betrieb besonders sicher und effizient gestaltet werden. Ein Blick auf die Kieler Förde zeigt aber, dass es auch in solchen vermeintlich sicheren Fahrwassern große Herausforderungen gibt: neben Fähren und Kreuzfahrtschiffen, gibt es diverse Wassersportlerinnen und Wassersportler und unzählige Segelboote.

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CAPTN ist ein interdisziplinäres Forschungs- und Entwicklungsprojekt, das verschiedene Akteure aus Wissenschaft, Wirtschaft, Stadtverwaltung und Zivilgesellschaft zusammenbringt. Ziel ist es, ein ökologisches, autonomes Verkehrsnetzwerk auf dem Wasser zu schaffen, das langfristig in den öffentlichen Nahverkehr integriert werden kann.

Ein Herzstück von CAPTN ist die Entwicklung und Erprobung autonomer Fährsysteme. Vor allem die Verbindung von Ostufer mit dem Westufer steht im Fokus, um die landseitigen Verkehre zu entlasten, bei gleichzeitigem hohen Komfort der Fährverbindung. Bereits heute nutzen viele Pendlerinnen und Pendler sowie Touristen die Verbindung. Das autonome Fährsystem soll diese Strecke künftig emissionsfrei und weitgehend autonom übernehmen.

Der erste Versuchsträger, genannt „Wavelab“, wurde von den wissenschaftlichen Partnern der Christian Albrechts Universität Kiel, der Fachhochschule Kiel und der Muthesius Kunsthochschule Kiel gemeinsam mit Industriepartnern entwickelt und von der Gebr. Friedrich Werft in Kiel gebaut. Das Schiff dient primär als Forschungsträger, auf dem neue Sensorik, Navigationssysteme und Steuerungssoftware getestet werden.

Das Ziel ist es, ein vollautomatisiertes Fährsystem zu schaffen, das Passagiere sicher, leise und umweltfreundlich transportiert. Dabei wird nicht nur die Technik getestet, sondern auch Fragen der Akzeptanz, der rechtlichen Rahmenbedingungen und der Integration in bestehende Verkehrssysteme behandelt.

Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Sicherheit: Die Fähre ist mit redundanten Systemen ausgestattet und kann bei Bedarf jederzeit manuell übernommen werden. Zusätzlich wird kontinuierlich an einer vorausschauenden Kollisionsvermeidung gearbeitet. Letzteres hat seine Herausforderungen mit den auf der Förde beliebten Segelbooten. Für Sensoren ist es je nach Wetterlage und Sonnenstand weniger intuitiv wie für das menschliche Auge zu erkennen, ob ein Segel gehisst ist, in welche Richtung sich ein Segelboot bewegt und ob ein Manöver ansteht. Innovative Software, kontinuierliches Training und Tests und realen Bedingungen sorgen für eine stetige Weiterentwicklung. Dann kann eines Tages das Ziel erreicht werden: die sichere Fahrt einer autonomen Fähre durch das Feld der Windjammerparade zur Kieler Woche.

Die Wavelab ist nur der Anfang. Langfristig soll das CAPTN-Konzept auf weitere Wasserwege und Schiffstypen übertragen werden. Denkbar sind autonome Pendlerboote, emissionsfreie Versorgungsschiffe oder sogar kombinierte Land-Wasser-Transportsysteme.

Darüber hinaus können die Erkenntnisse aus CAPTN auch in internationalen Kontexten genutzt werden. Autonome Schifffahrt ist ein global wachsender Markt, und Projekte wie das in Kiel zeigen, wie praxisnahe Forschung und nachhaltige Mobilität zusammengehen können.

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