KolumneMeeresschutz

ARTIVISTIN! Janina Rossiter im Interview
„Ich möchte meine Kreativität nur noch für das einsetzen, was mir wirklich am Herzen liegt.“

 

Wie es manchmal so kommt: Über eine Bekannte, drei Ecken und Social Media trifft man jemanden, dessen Energie einen begeistert. Janina Rossiter ist so ein Mensch: Sie ist Illustratorin, Autorin, Aktivistin – für den Ozean, für den Schutz unseres Planeten. Wir sind sehr glücklich, dass sie bei uns an Bord ist.

Wir alle wissen, was eine Aktivistin ist – viele denken dabei sofort an Luisa Neubauer. Aber was genau macht eine Artivistin?

Es ist eine Mischung aus Künstlerin und Aktivistin. Das bedeutet, dass ich meine Kunst gezielt einsetze, um gesellschaftliche und ökologische Themen sichtbar zu machen und Menschen damit zu erreichen.

Wo wird man eine Artivistin?

Aufgewachsen bin ich in Hamburg und habe dort an der HAW Kommunikations- und Illustrationsdesign studiert. 2006 schloss ich mein Studium mit der bestmöglichen Note ab. Seitdem habe ich in Hamburg, London und mittlerweile in Paris gelebt und gearbeitet. Wenn ich zurückblicke, empfinde ich große Dankbarkeit – denn ich wusste schon früh, dass ich künstlerisch arbeiten möchte, und hatte das Glück, diesen Weg auch wirklich gehen zu können.

In vielen meiner ersten Jobs – vor allem im Bereich Grafikdesign – spielte Umweltschutz leider keine Rolle. Im Gegenteil: Ich war zum Teil an Projekten beteiligt, die mit meinen heutigen Überzeugungen kaum vereinbar sind. 2018 war dann ein Wendepunkt. Mir wurde klar: Ich möchte meine Kreativität nur noch für das einsetzen, was mir wirklich am Herzen liegt – für den Ozean, für den Schutz unseres Planeten.

Meine Bücher und meine Kunstwerke stehen heute im Zentrum all meiner Arbeit. Damit hat alles begonnen – und darin liegt auch meine Mission: Bewusstsein zu schaffen für Umweltprobleme, die gesehen, verstanden und ernst genommen werden müssen.

Janina Rossiter

© Janina Rossiter

© Janina Rossiter

„Ich möchte Kinder ermutigen, selbst kreativ zu werden, Kunst zu machen und sich auf eine kleine Reise zu begeben – eine Reise, die hilft, die Probleme unseres Planeten zu erkennen und den Wunsch weckt, etwas zu verändern.“ 

Janina Rossiter

Ich bin überzeugt, dass unser Umgang mit der Welt stark davon beeinflusst wird, wie wir aufwachsen und was wir in der Schule lernen. Das Meer und der Schutz unserer Ressourcen sind kaum Teil des Lehrplans – dabei sollten genau diese Themen fester Bestandteil sein. Deshalb gehe ich in Schulen und halte Vorträge. Ich möchte Kinder ermutigen, selbst kreativ zu werden, Kunst zu machen und sich auf eine kleine Reise zu begeben – eine Reise, die hilft, die Probleme unseres Planeten zu erkennen und den Wunsch weckt, etwas zu verändern. Für eine bessere Zukunft.

Neben meiner künstlerischen Arbeit habe ich bislang dreizehn Kinderbücher veröffentlicht. Die neuesten Titel befassen sich mit Themen wie Plastikmüll im Ozean und dem Schutz bedrohter Meeresbewohner. Mein Ziel ist es, Kinder schon früh für Umweltthemen zu sensibilisieren und ihnen zu zeigen, dass jede*r etwas bewirken kann.

Janina Rossiter Illustration

© Janina Rossiter

Janina Rossiter Illustration

© Janina Rossiter

Janina Rossiter Illustration

© Janina Rossiter

Janina Rossiter Illustration

© Janina Rossiter

Janina Rossiter Politico

In den letzten Jahren hatte ich das große Glück, meine Kunst weltweit ausstellen zu dürfen – in Galerien, auf Konferenzen, in Schulen und in ganz unterschiedlichen Kontexten. Ein besonders bedeutender Moment auf diesem Weg war 2021 während der Klimakonferenz COP26 in Glasgow. Dort wurde meine Illustration eines Mangrovenbaums – ursprünglich für The Marine Diaries entstanden – im Blue Zone VIP-Bereich, der Lounge für Staats- und Regierungschefs, ausgestellt. 

Alles begann damit, dass ich diese Arbeit für den Wettbewerb Sketch for Survival der Organisation Explorers Against Extinction gespendet hatte, um Spenden für den Schutz bedrohter Tierarten zu sammeln. Was ich damals nicht wusste: Die Organisation hatte sich mit dem Projekt um einen Ausstellungsplatz auf der COP26 beworben – über 7.000 NGOs und Initiativen aus aller Welt hatten denselben Wunsch. Die Jury der COP wählte schließlich 25 Werke aus, von denen nur fünf im VIP-Bereich gezeigt wurden – darunter meine kleine Mangroven-Illustration.

Janina Rossiter Illustration Mangroven

© Janina Rossiter

Am 31. Oktober 2021, dem Eröffnungstag der COP26, erfuhr ich davon. Da der Bereich so exklusiv war, gab es kaum Fotos – also suchte ich auf Twitter. Und tatsächlich: Ich stieß auf ein Bild von Angela Merkel und Dr. Nigel Clarke, einem Abgeordneten aus Jamaika, die direkt vor meiner Illustration standen.

Es war ein unglaubliches Gefühl. Ich war tief berührt und sehr dankbar, dass die Mangrove – ein so wertvolles, aber oft übersehenes Ökosystem – auf diese Weise Beachtung fand. Die Illustration wurde später auch in der Londoner Ausstellung Sketch for Survival in der Oxo Gallery im Southbank Centre gezeigt. Der gesamte Erlös des Verkaufs ging an Explorers Against Extinction. Außerdem wurde ich mit dem Titel Artist of the Year – Wild Spaces in der Kategorie „Wildnisräume“ ausgezeichnet.

Janina Rossiter, Angela Merkel

© Dr. Nigel Clarke

© Kiel-Marketing GmbH
Artikelrechte erwerben