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ACO: Interview mit Lea Woldag-Schwauna
„Wir wollen eine freundschaftliche Partnerschaft mit dem Wasser eingehen.“
Lea Woldag-Schwauna ist bei ACO Head of Corporate Marketing. Im Interview erzählt sie unter anderem, warum ACO oft unsichtbar bleibt, wie sich ein komplettes Zisternensystem in einem LKW unterbringen lässt, was man vom Wasser lernen kann und was das alles mit Schokolade zu tun hat.
Lea Woldag-Schwauna
Head of Corporate Marketing
ACO sagt „we care for water.“ Was würde das Wasser wohl über ACO sagen?
Lea: (lacht) Also, mal unter uns: Ich glaube, das Wasser würde so etwas sagen wie „ACO schon wieder …“, denn es trifft sehr oft auf uns und es ist immer der Moment, in dem wir beginnen, dem Wasser den Weg vorzugeben – etwas, was Wasser sonst weniger gewohnt ist. Unser Ziel ist aber immer, dass das Wasser wieder in den natürlichen Wasserkreislauf gelangt. Je früher, desto besser. Das sind in der Regel urbane Räume oder Industrieflächen, also überall dort, wo wir davon ausgehen müssen, dass das Wasser erst behandelt werden muss, bevor es wieder in die Natur darf. ACO ist weniger in Wäldern und auf Wiesen zu finden, denn dorthin soll das Wasser zurückkehren.
Für das Wasser ist es ein wenig zwiespältig. Einerseits sagt ihr ihm, wo es langgeht, aber andererseits kann das Wasser froh sein?
Genau. Ich hoffe, das Wasser ist uns dankbar, dass wir es eine Zeit lang an die Hand nehmen und dorthin bringen, wo es gebraucht wird.
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The Ocean Race Europe 2025
ACO ist offizieller Botschafter für das UN-Nachhaltigkeitsziel 6*
Man sagt ja, Wasser sucht sich immer einen Weg, als wäre es ein störrischer, emotionaler Charakter. Wie emotional ist eigentlich diese rein technische Arbeit für die Mitarbeitenden bei ACO? Ich habe euch als unglaublich emotional und enthusiastisch kennengelernt.
Hochemotional. Ich glaube, niemand kann sich so sehr für einen Fettabscheider, einen Ölabscheider, eine dichte Rinne oder ein Rost begeistern wie wir. Ich kenne sonst niemanden, der sagt: Bei einem Gullydeckel geht mir das Herz auf. In der Fachsprache müssten wir natürlich „Schachtabdeckung“ sagen. Wenn wir irgendwo entlanggehen, schauen wir ständig nach unten …
… weil ihr dort überall euer Logo seht.
Ja, aber ehrlich gesagt gehen wir manchmal noch zu vorsichtig damit um, unseren Namen öffentlich sichtbarer zu machen. Wenn ich sage, wo ich arbeite, sagen die Leute oft: „Ach, da gibt's so leckere Schokolade!”
Äh, Schokolade?
(lacht) Naja, die verstehen „arko“, also die Läden für Kaffee, Gebäck und Schokolade! Und dann muss ich sagen: Nee, nicht Schokolade, sondern Schachtabdeckungen.
Wasser ist eine wichtige und zunehmend schützenswerte Ressource, andererseits kann es eine zerstörerische Kraft haben. Man denke nur an Überschwemmungen, Sturmfluten, Starkregen oder Tsunamis.
Gegen Tsunamis und Überschwemmungen können wir auch nichts tun, außer dass wir uns bei den eingesetzten Werkstoffen und im Bereich Nachhaltigkeit immer weiterentwickeln und unseren Beitrag dazu leisten, den Klimawandel aufzuhalten. Im Bereich Storm Water Management bieten wir Lösungen an, wenn sehr viel Wasser möglichst schnell gepuffert werden muss, zum Beispiel bei Starkregen, vor allem, wenn er auf stark versiegelte Flächen trifft. Aber selbstverständlich sind auch wir nicht in der Lage, wie im Ahrtal einen Fluss aufzuhalten. Bei allem anderen sind wir wie jedes andere Unternehmen auf der Welt in der Pflicht, durch unser Handeln dafür zu sorgen, dass es vor dem Hintergrund des Klimawandels nicht mehr zu so vielen Starkregenereignissen kommt.
Die Ahrtal-Flut hat eine große öffentliche Wahrnehmung erfahren. ACO stellt Produkte und Lösungen her, die niemand sieht. Zudem seid ihr als Unternehmen ein typischer Hidden Champion. Was sagt das über das Selbstverständnis des Unternehmens aus?
Genau, unsere Produkte sind immer, wie wir auf norddeutsch sagen, verbuddelt, immer unter den Füßen, und wir müssen sie sichtbarer machen. „Hidden Champion“ ist bei uns schon ein Running Gag, weil wir natürlich „hidden“, also verbuddelt, sind. Ich denke, unsere Superkraft liegt darin, dass, wenn man einmal versteht, wie wertvoll es ist, dem Element Wasser Herr zu werden, man per se einen großen Enthusiasmus dafür entwickelt. Denn wie du schon sagst: Wir stehen auf Schachtabdeckungen, auf Rinnen und auf Schuhabstreifern, und vor vielen Restaurants sieht man unsere ACO Schachtabdeckungen mit dem Wort „Fettabscheider“ darauf – etwas Kleines unter den Füßen für eine große, wichtige Sache: Weniger Fett in unserem Wasser und damit unserer Kanalisation. Dafür müssen wir eine Liebe entwickeln. Kennst du den #Drainspotting** statt „Trainspotting“? Es gibt eine ganze Community, die von diesem Fieber gepackt ist und die Welt unter den Füßen entdeckt.
Okay, ich glaube ich muss mal undercover gehen und Drainspotting googeln! „Hidden“ habe ich verstanden, aber gibt es bei ACO auch einen „Champion“?
ACO Green City mit unserem StormBrixx, unserem unterirdischen Zisternensystem. Wir haben StormBrixx so perfektioniert, dass man sie wie Eierkartons aufeinanderstapeln kann. So muss man je nach Auslegung eines Projekts nur wenige oder sogar nur einen LKW an einen Ort bringen, um eine Zisterne zu bauen. Beim Storm Water Management dient er als Puffer, der dafür sorgt, dass Gebäude und Straßen nicht überflutet werden. Für ACO Green City ist es der Wassertank, um in Trockenperioden bewässern zu können. Wasser sucht sich immer einen Weg – und wir müssen dem Wasser ständig voraus sein. Wir müssen unsere Produkte daher immer als Kreislauf betrachten. Deswegen heißt es bei uns ja WaterCycle. Und da haben wir mit ACO Green City gerade tatsächlich unser Hero-Produkt gefunden.
„Das ist unser Ansatz: Do it once. Do it right.“
Lea Woldag-Schwauna
Das klingt alles nach deutlich mehr als nur „Gullydeckel“, was nicht despektierlich gemeint ist.
ACO ist über Olympia und die Rinne groß geworden. Sport hat uns lange begleitet, aber das ist nicht mehr der Puls der Zeit. Es geht jetzt um Klimawandel, Nachhaltigkeit und Blue-Green-Infrastructure. Und dafür haben wir, denke ich, jetzt das perfekte System entwickelt.
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Den Gullydeckel kennt jeder. Es gibt den Spruch: „Auf etwas den Deckel draufmachen“, also etwas abschließen und nicht mehr darüber reden. Bei Themen wie Klimawandel und unternehmerischer Verantwortung kannst du jedoch nichts verschließen. Hat das einen Einfluss auf das interne Miteinander und die Unternehmensausrichtung?
Das hat einen riesigen Einfluss auf uns, weil wir uns alle dazu verpflichtet fühlen, richtig zu handeln. Wir haben gerade den LOI für ein Projekt mit dem Geomar unterzeichnet, bei dem es unter anderem darum geht, zu untersuchen, welchen Einfluss Abwässer auf den Zustand unseres Heimat-Meeres haben. Das geht mit einer starken Emotionalität einher. Das Projekt ist eine große Herzensangelegenheit, wir wollen vor unserer Haustür damit anfangen, dafür zu sensibilisieren, Wasser nicht mehr ungereinigt in die Natur zu geben. Daran arbeiten alle, weshalb wir auch eine beeindruckende Laborlandschaft haben, die sich ausschließlich damit befasst.
Unsere Produkte sollen so klimaoptimiert und zugleich so widerstandsfähig wie möglich sein. Das ist unser Ansatz: „Do it once. Do it right.“
Apropos „Do it right“: In ihrer Agenda 2030 haben die Vereinten Nationen die Verbesserung der Wasserqualität als eines von 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung festgelegt. ACO wurde für das Jahr 2025 als Botschafter-Unternehmen für das UN-Nachhaltigkeitsziel SDG6 „Sauberes Wasser und Sanitärversorgung“ ausgewählt. Offensichtlich wird euer Handeln weltweit wahrgenommen.
Ja, das hat uns wirklich sehr gefreut. Es ist eine großartige Auszeichnung, aber auch eine Anerkennung für alle hier bei ACO. Es ist aber eben auch ein Ansporn, auf diesem Weg weiterzugehen. Wir sind ein bodenständiges Familienunternehmen mit regionalem Bezug, aber wir sind immer weltweit auf der Suche nach der besten Lösung.
Gibt es für dich einen Moment, in dem du gemerkt hast, dass Unsichtbarkeit keine Schwäche, sondern eine Stärke ist?
Wasser fließt ja auch relativ geräuschlos, und ACO-Lösungen müssen geräuschlos und nicht sichtbar mit dem Wasser arbeiten. Alles, was permanent ins Auge springt oder nicht mitläuft, funktioniert im Zweifel nicht gut. Das ist unsere Stärke. Wir haben einen guten Job gemacht, wenn wir nicht auffallen. Marketingtechnisch ist das eine Katastrophe! (lacht) An dieser Stelle schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Zum Glück haben wir aber einen großen Design-Fokus in unserer Produkt-Entwicklung. Oft unser Ass im Ärmel.
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„Bei uns funktioniert das tatsächlich nur, weil man Verantwortung bekommt und übernimmt.“
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„Wir haben viele stille Helden, viele Tüftler und Bastler. Man glaubt gar nicht, wie viel Technik überall drinsteckt. Allein eine Rinne dicht zu bekommen, hat uns einige Jahre gekostet.“
Lea Woldag-Schwauna
Färbt diese Haltung auf die Mitarbeitenden ab? Gibt es stille Heldinnen und Helden bei ACO?
Ja! Wir haben echte „Daniel Düsentriebs“ bei uns: Unser Smart-Solutions-Team hat zum Beispiel gerade ein Dashboard entwickelt, mit dem sich Bäume per App bewässern lassen und mit dem sich überprüfen lässt, ob es dem Baum gut geht. In ihrem Techniklabor fragt man sich bei den vielen Testutensilien, wer hier noch alles wiederfindet. Aber alles ist dann doch offenbar an seinem Platz dort. Es geht auch mal was schief. Nur so kommen wir voran, wir entwickeln schließlich Dinge, die es noch nicht gibt.
Wir haben viele stille Helden, viele Tüftler und Bastler. Man glaubt gar nicht, wie viel Technik überall drinsteckt. Allein eine Rinne dicht zu bekommen, hat uns einige Jahre gekostet. Nun sind wir die einzigen, die vollständig dichte Rinnen in so vielen verschiedenen Varianten anbieten können.
Das klingt nach wirklich spannenden Persönlichkeiten. Was können wir von dieser Haltung der Mitarbeitenden lernen im Hinblick auf Demut und darauf, einfach einen guten Job machen zu wollen?
Es ist die Bodenhaftung. Ja, wir sind ein äußerst erfolgreiches Unternehmen mit 1,2 Milliarden Umsatz und 5.500 Mitarbeitern in 50 Ländern. Mit diesen Zahlen könnten wir ständig rausgehen. Aber wir wissen immer, dass wir kleiner sind als die Natur. Natürlich sind unsere Systeme so ausgelegt, dass bei Starkregenereignissen alles funktioniert. Aber bei solchen extremen Ereignissen bekommt man noch einmal eine Schippe Demut obendrauf und plant fürs nächste Mal noch besser, denn am Ende kann es um Menschenleben gehen.
Da kommen einige interessante Faktoren zusammen: Technische Expertise, Unsichtbarkeit, Enthusiasmus, Demut und ein starkes Bekenntnis der Mitarbeitenden zum Unternehmen. Letztens mahnte der neue Kanzler Merz an, in Deutschland müsse mehr gearbeitet werden. Wer Arbeit als erfüllend empfindet, hat es da deutlich leichter.
Bei uns funktioniert das tatsächlich nur, weil man Verantwortung bekommt und übernimmt. Hier wird einem nichts abgenommen. Das kann man lieben oder ablehnen. Wenn man wissen will, wie der Prozess abläuft, wen man für was ansprechen muss und wie die Hierarchie aussieht, dann ist man bei ACO falsch. Wir holen immer die Leute zusammen, die die größte Kompetenz haben. Da hat man das Gefühl, gebraucht zu werden, weil man seine Kompetenz einbringen kann und weil man die Verantwortung dafür trägt, dass das Produkt oder das Projekt gut wird. Es geht um Eigenverantwortung, denn ich weiß, dass es mit mir besser wird. Das ist nicht hochstaplerisch gemeint, aber ich glaube, jeder möchte eine Art Purpose in seiner Arbeit haben. Dieser ergibt sich daraus, dass bei ACO nach Kompetenz und nicht nach Hierarchie ausgewählt wird und wir uns alle wirklich dieser einen Sache verschrieben haben.
„Der Anspruch ,Racing with purpose‘ passt da sehr gut zu uns. Mit der richtigen Technik und innovativen Lösungen können wir einen echten Beitrag zum Schutz des Wassers und der Ozeane leisten.“
Lea Woldag-Schwauna
Es gibt eine Begebenheit, die das gut ausdrückt: Als Premium-Partner des Starthafens Kiel von The Ocean Race Europe hat dich der für Communications und Partnerships Verantwortliche gebeten, ihm die Kiel-Storyline „Wir segeln alle im selben Boot“ als Handy-Video zu schicken. Er war ziemlich geflasht, als er dann Videos von einem ganzen begeisterten Team bekam.
Ja, ich erinnere mich. Das muss man wirklich der Unternehmerfamilie zuschreiben. Familie Ahlmann hat ein unglaubliches Vertrauen in ihre Mitarbeiter. Das sorgt dafür, dass man diesem Vertrauen auch gerecht werden will. Auch unsere Kunden vertrauen uns, dass ihre Groß-Projekte nicht durch Wasser am Sockel gefährdet werden und Keller nicht überfluten. Dem gerecht zu werden, ist unsere Motivation, denn wer will schon Vertrauen enttäuschen. Es ist das größte Gut, das wir haben. Wir nennen das „Naked Trust“.
Von „Naked Trust“ komme ich auf das Bekleidetsein zumindest mit einer Badehose: Es gibt ein schönes Buch von John von Düffel mit dem Titel „Vom Wasser“. Der Autor ist begeisterter Open-Water-Schwimmer und beschreibt wunderschöne, poetische Beobachtungen zum Wasser. Er begreift das Wasser wie ein Gegenüber. Habt ihr bei ACO auch solch eine geradezu persönliche Beziehung zum Wasser?
Ich würde schon sagen, dass wir eine Beziehung zu Naturgewalten, zum Wasser und zum Wind haben. Es hat einen guten Grund, dass es bei ACO so viele begeisterte Segler gibt. Hans-Julius Ahlmann und Iver Ahlmann sind selbst erfolgreiche Segler.
Darum sind wir in Kiel auch Partner des The Ocean Race Europe: Unser ganzheitlicher Ansatz zielt letztlich immer auf Klimaschutz ab, und hier beim Race können wir unsere Expertise rund ums Wasser optimal darstellen. Der Anspruch „Racing with purpose” passt da sehr gut zu uns. Mit der richtigen Technik und innovativen Lösungen können wir einen echten Beitrag zum Schutz des Wassers und der Ozeane leisten.
John von Düffel,
„Vom Wasser“
Ihr habt eine sehr technisch geprägte Perspektive. Ich hätte ehrlich gesagt gedacht, dass eure Beziehung zum Wasser noch viel emotionaler ist.
Wir differenzieren da. Zu Wasser haben wir alle einen emotionalen Bezug – denn es ist unser Lebenselixier. Technisch liegt unsere Emotion dort, wo wir sehen, dass wir Zustände zum Besseren verändern konnten. Wir freuen uns, wenn ein Baum blühen darf, weil wir dafür gesorgt haben, dass er nicht an Tausalzen erstickt ist oder überhaupt Wasser hatte. Wenn wir in Amerika eine Kröte oder in Australien einen Salamander lebend unter einer Straße durchbekommen haben, geht uns das Herz auf. Wenn wir dafür gesorgt haben, dass der Flughafen Frankfurt trotz eines Starkregenereignisses operieren kann, macht uns das glücklich. Wir sehen uns eher in einer Partnerschaft mit dem Wasser und laden es ein, dorthin zu kommen, wo wir ihm Raum geben, ohne dass es Hindernisse schafft. Wir wollen eine freundschaftliche Partnerschaft mit dem Wasser eingehen.
*ACO – Botschafter des SDG 6
Wasser hat einen enormen Einfluss auf die Lebensqualität der Weltbevölkerung. Deshalb haben die Vereinten Nationen (UN) die Verbesserung der Wasserqualität als eines der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung in ihrer Agenda 2030 festgelegt. Bis 2030 sollen alle UN-Mitgliedstaaten die gewünschten Veränderungen erreichen.
Mit seinem ganzheitlichen Geschäftsmodell rund um das Thema Wasser trägt ACO vor allem zur Verwirklichung des sechsten (Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen), des neunten (Industrie, Innovation und Infrastruktur) und des elften (Nachhaltige Städte und Gemeinden) UN-Nachhaltigkeitsziels bei.
Anlässlich des UNESCO-Jubiläumsjahres 2025 wurde ACO als Botschafter für das sechste UN-Nachhaltigkeitsziel ausgewählt.
**Drainspotting:
#IfoundACO
Drain-spotting: The people who keep their minds in the gutter
© ACO – Interview: Ralf Löwe / sonofasailor.de
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